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„Unsere Sicht verrücken – Menschen in ihrem Christsein stärken“ - Die neue Präses der westfälischen Kirche wurde in ihr Amt eingeführt

Die Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW) hat wieder eine Präses. Am Sonntag, 15. Juni wurde Adelheid Ruck-Schröder feierlich in ihr neues Amt eingeführt. Zahlreiche Gäste aus Westfalen, Partnerkirchen innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), ökumenische Partnerinnen und Partnern aus dem In- und Ausland sowie aus Politik und Gesellschaft waren dafür nach Bielefeld gekommen.

Der Festgottesdienst zur Präses-Einführung fand in der Zionskirche in Bielefeld-Bethel statt. Die Einführungszeremonie wurde vorgenommen von der Ratsvorsitzenden der EKD, Bischöfin Kirsten Fehrs und dem Theologischen Vizepräsidenten der EKvW Ulf Schlüter, der der neuen Präses die Einführungsurkunde übergab. Auch weitere Mitglieder der Kirchenleitung – der Juristische Vizepräsident Arne Kupke und das nebenamtliche Kirchenleitungsmitglied Annette Salomo - hatten Anteil an dem Einführungsakt, flankiert von weiteren kirchlichen Amts- und Mandatsträger*innen.

Sie sei kürzlich gefragt worden, ob man verrückt sein müsse, in dieser Zeit ein kirchliches Leitungsamt zu übernehmen, erwähnte die neue Präses in ihrer Predigt. „Verrückt ist nicht schlecht, finde ich“, so ihre Erwiderung. „Wir sind dabei, scheinbar Festgefügtes zu verrücken. Unsere Sicht zu verrücken“, beschrieb sie die Situation der Kirche, nicht nur in Westfalen. „Es wird darum gehen, Menschen in ihrem Christsein zu stärken.“ Adelheid Ruck-Schröder setzte ihren Neuanfang im Amt in Beziehung zum Predigttext für den Tag ihrer Einführung, dem Teil eines Paulusbriefes, der „aus lauter Schlussgrüßen“ bestehe. Vom Ende her zu denken, für das Paulus die Gewissheit vermittele, „Der Gott der Liebe und des Friedens wird mit euch sein“, werfe die Frage auf: „Wer werden wir gewesen sein?“ Das sei für sie die Prüffrage am Anfang ihres neuen Amtes als Präses. „Ich habe sie gestellt, weil sie mir Mut macht, Verantwortung zu übernehmen.“

Die Ratsvorsitzende de EKD, die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs, sagte in ihrer Einführungsrede, es brauche Courage, in diesen Zeiten ein kirchliches Leitungsamt neu anzutreten. Sie habe bei Adelheid Ruck-Schröder eine „von Herzen kommende Unerschrockenheit“ beobachtet, verbunden mit der Lust zum Neuanfang. Sie erlebe sie gleichsam auf ihre besondere Weise kommunikativ und demütig.  Die Ratsvorsitzende hieß Adelheid Ruck-Schröder im Kreis der leitenden Geistlichen innerhalb der EKD willkommen und wünschte ihr Klarheit und Kraft für ihren Start ins neue Amt.

Adelheid Ruck-Schröder wird unmittelbar nach ihrer offiziellen Einführung ihren Dienstsitz im Bielefelder Landeskirchenamt beziehen. Die promovierte Theologin war bislang Regionalbischöfin für den Sprengel Hildesheim-Göttingen in der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers. Zuvor war die 59jährige, gebürtige Württembergerin unter anderem Leiterin des Predigerseminars im Kloster Loccum, Gemeindepfarrerin in Göttingen sowie Berufsschulpfarrerin und Beauftragte für den Evangelischen Religionsunterricht an Berufsbildenden Schulen im Saarland.

Westfälische Wurzeln schlug die künftige Leitende Geistliche der westfälischen Landeskirche in ihren ersten Berufsjahren. Nach ihrem Studium in Tübingen und Berlin wurde Adelheid Ruck-Schröder nach einem Vikariat in Münster im westfälischen Havixbeck ordiniert, wo sie auch ihre ersten Dienstjahre im Gemeindepfarramt absolvierte.

Ende März hatte die westfälische Landessynode Adelheid Ruck-Schröder auf einer Sondertagung in Dortmund zur neuen Leitenden Geistlichen der EKvW gewählt. Mit ihrer Amtseinführung geht eine gut anderthalbjährige Vakanz im westfälischen Präsesamt zu Ende, die mit dem Rücktritt von Amtsvorgängerin Annette Kurschus im November 2023 ihren Anfang genommen hatte. Seitdem hatte Vizepräsident Ulf Schlüter zusammen mit anderen Mitgliedern der Kirchenleitung die westfälische Landeskirche kommissarisch geführt. Die Evangelische Kirche von Westfalen gehört mit knapp 1,9 Millionen Mitgliedern zu den großen Gliedkirchen innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Zu Festgottesdienst und anschließendem Empfang im Betheler Tagungszentrum Assapheum waren zahlreiche Gäste nach Bielefeld gekommen. So gaben neben der EKD-Ratsvorsitzenden, der Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs, beispielsweise der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland Thorsten Latzel, der Bischof im Bistum Essen Franz-Josef Overbeck, die Bischöfin der Ev. Kirche in Kurhessen-Waldeck Beate Hofmann, der Hannoversche Landesbischof Ralf Meister, der Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche Dietmar Arends und die Beauftragte der EKD bei Bundesregierung und EU, Prälatin Anne Gidion der neuen westfälischen Präses die Ehre. Auch der Hannoversche Rabbiner Gábor Lengyel nahm an den Feierlichkeiten teil;  Adelheid Ruck-Schröder fühlt sich seit langem dem christlich-jüdischen, wie auch dem interreligiösen Dialog eng verbunden.

Aus der weltweiten Ökumene waren neben vielen anderen der Bischof der Ev.-Luth. Kirche in Jordanien und im Heiligen Land, Sani Ibrahim Azar, der Leitende Bischof der Ev.-Luth. Kirche in Ungarn, János Szemerei, Bischof Andrzej Malicki und Direktor Grzegorz Giemza vom Polnischen Ökumenischen Rat der Kirchen, der ruandische Kirchenpräsident Pascal Bataringaya, die tansanischen Bischöfe Abednego Keshomshahara und Mzafiri Mbilu und die Moderatorin der Waldenserkirche in Italien, Alessandra Trotta angereist. Seitens der nordrhein-westfälischen Landesregierung nahm Bildungsministerin Dorothee Feller an Gottesdienst und Empfang teil, die in einem Grußwort auch die guten Wünsche von Ministerpräsident Hendrik Wüst und der gesamten Landesregierung überbrachte. Unter den Gästen waren zudem Bielefelds Oberbürgermeister Pit Clausen, der Präsident des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe Hubertus Beringmeier und die Regierungspräsidenten aus Münster und Arnsberg, Andreas Bothe und Heinrich Bockelühr.

Die neue Präses der EKvW Adelheid Ruck-Schröder nimmt unmittelbar nach ihrer offiziellen Einführung ihre Amtsgeschäfte auf. Neben vielfältigen Herausforderungen, die die evangelische Kirche in allen Regionen des Landes zu bewerkstelligen hat, will sie dabei im Zusammenwirken mit anderen Verantwortlichen in der EKvW grundlegende Veränderungsprozesse in der Landeskirche vorantreiben. Dazu gehört auch, gemeinsam die eigene Leitungsaufgabe neu zu beschreiben und auszurichten.

Text: Stabsstelle Kommunikation, EKvW. 

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