Vier Tage lang berieten die 153 Synodalen sowie sachkundige Gäste als oberstes Entscheidungsgremium der EKvW zu aktuellen Themen und Fragen.
Präses schwört auf Veränderung ein
Die Präses der EKvW Adelheid Ruck-Schröder stimmte die Synodalen der Herbsttagung auf die immer stärker zutage tretende Notwendigkeit tiefer Veränderungsprozesse ein, die die westfälische Kirche gestalten müsse. „Die Kirche, die an den Gott glaubt, der seiner Welt das Neuwerden zumutet, kann nicht anders als sich selbst Veränderbarkeit zuzumuten“, sagte Ruck-Schröder in ihrem Bericht. Dennoch müssten Kernaufgaben der EKvW auch weiterhin im Zentrum des evangelischen Selbstverständnisses stehen. Sie sprach damit ein klares Bekenntnis zu diakonischen Hilfesystemen und kirchlichen Bildungsaufgaben wie dem Religionsunterricht und evangelischen Schulen aus.
Neue Theologische Vizepräsidentin
Sichtbar wurde die Veränderung auch in der Wahl der neuen Theologischen Vizepräsidentin. Susanne Falcke, Superintendentin des Ev. Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken, folgt im kommenden Jahr auf Ulf Schlüter, der sein Amt turnusgemäß abgibt und in den Ruhestand eintreten wird. Für Falcke stimmten bei zwei Enthaltungen 78 Synodale, ihr Amtskollege Steffen Riesenberg aus dem Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten erhielt 61 Stimmen. Die designierte Theologische Vizepräsidentin bedankte sich für das Vertrauen, das die Synode in sie gesetzt habe. Sie wolle ihr künftiges Amt mit pragmatischem Blick ausführen. Eine Mitwirkung an der veränderten Organisationsstruktur in den Leitungsgremien der westfälischen Landeskirche und das Organisieren zahlreicher Transformationsprozesse werden dabei zu ihren Aufgaben zählen.
Finanzen auf gutem Weg
Über die Planung des allgemeinen und des gesamtkirchlichen Haushalts der westfälischen Landeskirche für das kommende Jahr wie auch über die generellen Planungen für eine Haushaltssicherung und deren Stand der Umsetzung berichtete der Finanzdezernent der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) Ralf-Henning Krause in seiner Haushaltsrede.
Krause, der im vergangenen Herbst als erster Ökonom in die Kirchenleitung gewählt worden war, stellte den Synodalen in Aussicht, das Ziel, den Haushalt bis zum Jahr 2028 zu konsolidieren, mit gemeinsamen Anstrengungen erreichen zu können. Trotzdem würden die Einsparnotwendigkeiten in Zukunft auf allen kirchlichen Ebenen erheblich sein, mahnte der Finanzdezernent an. „Ich halte all das für leistbar. Aber wir müssen etwas dafür tun.“ Die Synode beschloss das vorgelegte Haushaltssicherungskonzept einstimmig mit nur einer Enthaltung und billigte auch den Haushalt für das kommende Jahr 2026.
Mehr Transparenz zu sexualisierter Gewalt in der Kirche
Erstmals berichtete der Vorsitzende der Unabhängigen Regionalen Aufarbeitungskommission sexualisierter Gewalt in den evangelischen Kirchen und der Diakonie im Verbund West (URAK West), Horst Bien, über die Arbeit in dem im März 2025 formierten Gremium. In Zusammenarbeit mit den drei Landeskirchen und der Diakonie in NRW soll die Transparenz über Fallzahlen sowie die konsequente Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt vorangetrieben werden, und zwar im Austausch mit und unter ständiger Beteiligung von Betroffenen. „Ihre Stimmen müssen gehört werden, damit Strukturen sich verändern und Vertrauen wachsen kann“, mahnte Bien. In insgesamt neun Workshops, die gemeinsam mit Betroffenen entwickelt worden waren, beschäftigten sich die Synodalen mit Themen von Prävention über Streitkultur bis hin zu Machtfragen und kamen dabei auch in den Austausch mit Betroffenen.
Auseinandersetzung mit kirchlichem Rassismus
Nachdem die Landessynode sich bereits im November 2024 intensiv mit dem Schwerpunktthema „Kirche in Vielfalt“ befasst hatte, machte in diesem Jahr Sarah Vecera mit ihrem Vortrag die Notwendigkeit einer Entwicklung hin zu einer rassismussensiblen Kirche plastisch. Die Theologin, Autorin und Referentin für Antirassismus und Intersektionalität in der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) verdeutlichte, wie Menschen in Kirche, egal welcher Hautfarbe und Herkunft, auf verschiedenste Weise von Rassismus betroffen seien. Sie forderte, die eigene Prägung wahrzunehmen, historische Zusammenhänge aufzuarbeiten und als Kirche aktiv für eine gerechte und vielfältige Gesellschaft einzustehen. Das erfordere viel Verständnis, eine klare Haltung, aber auch eine hohe Fehlertoleranz. Letztendlich stehe die Kirche für die Liebe Gottes gegenüber allen Menschen, die sie immer wieder suchen müssten. „Dazu sind wir geschaffen: füreinander. Um gemeinsam anders zu sein. Das ist Liebe.“
Kirchenrechtliche Angelegenheiten
Beschlüsse fasste die Synode auch zu einzelnen kirchenrechtlichen Angelegenheiten. So erließ sie sogenannte Erprobungsgesetze. Für einen begrenzten Zeitraum werden auf diese Weise beispielsweise veränderte Formen der Leitung in Gemeinden ermöglicht. Geschaffen wurde auch die Gelegenheit, das Amt des Juristischen Vizepräsidenten, der zeitgenau zur Synodentagung zurückgetreten war, nicht umgehend nachbesetzen zu müssen. Die Kirchenordnung hatte einen solchen Automatismus vorgesehen.
Weitere Infos unter: www.landessynode.de