Ebenfalls erläutert wird die Praxis des Kirchenasyls. Auf großformatigen Plakaten berichten Betroffene und Aktive aus der Kirchenasylarbeit von ihren Erfahrungen. Broschüren informieren über das Thema aus biblisch-theologischer Sicht und über grundlegende Überzeugungen zu Flucht und Integration.
Auf Schrifttafeln berichten Betroffene von ihren Erfahrungen. Obwohl es Einzelschicksale sind, stehen sie doch für Millionen von Menschen, die sich weltweit auf der Flucht vor Krieg, Armut, Gewalt, Perspektivlosigkeit, Rassismus und Antisemitismus befinden. Eine Installation mit Bett, Tisch, zwei Stühlen und einem Brot weist auf deren prekäre Situation hin. An dem umfangreichen Begleitprogramm waren als Veranstalter neben der Katholischen Kirche in Ibbenbüren und Brochterbeck die evangelische Kirchengemeinde sowie Ehrenamtliche der Cafés International in Ibbenbüren und Laggenbeck beteiligt.
In einem gut besuchten Friedensgottesdienst am 16. November 2025 berichteten Geflüchtete über ihre Wege nach dem Verlassen der Heimat. Hartmut Niehues, leitender Pfarrer der katholischen Kirche in Ibbenbüren und Brochterbeck, der größten Pfarrei im Bistum Münster, leitete den Gottesdienst, der geprägt war vom Blick auf das Ende der Zeit. „Unser heutiges Anliegen ist es, auf Menschen zu schauen, dir ihre Heimat verlassen mussten und eine bessere Zukunft suchen“, so der Geistliche.
Lektorin Annegret Müller trug die Lesungen aus dem Buch des Propheten Maleachi und dem zweiten Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher vor. In den Bibeltexten schwingt die Mahnung mit, gottesfürchtig zu leben und einer geregelten Arbeit nachzugehen. Die Rede über die Endzeit aus dem 21. Kapitel des Lukasevangeliums diente Hartmut Niehues als Grundlage für einen Aufruf zu Gerechtigkeit und einem menschenwürdigen Umgang miteinander. „Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen“, heißt es in der Schrift. Dies habe sich bis heute nicht geändert.
Sehr eindringlich wurde das in den Erzählungen einiger Geflüchteter dargestellt, die im Kirchenasyl vorübergehend eine sichere Bleibe fanden. „Gern hätten wir auch Shahad und Alaa hier begrüßt“, sagte Ingeborg Paul. Sie hätten jedoch selbst in der Kirche furchtbare Angst vor einer Abschiebung nach Lettland. Dort wurden sie nach ihrer Flucht erstmals registriert, mussten jedoch unter katastrophalen Bedingungen leben, erklärte Reinhard Paul. Nach dem Kirchenasyl in der Arche Saerbeck hoffen der Ingenieur und die Architektin jetzt auf eine gesicherte Zukunft in ihrer neuen Heimat.
Eva-Maria Steilmann stellte Hadia vor, die ihre Geschichte selbst erzählte. Die Irakerin wurde in Litauen inhaftiert und misshandelt. Es gelang ihr die Flucht nach Deutschland, aber sie wurde abgeschoben. Schließlich erhielt sie Kirchenasyl in einem Kloster. „Was ich erlebt habe, war schlimm, aber ich bin eine starke Frau“, stellte sie fest. Auch Sitoria und ihre sechs Kinder haben Angst vor einer Abschiebung, berichtete Irina Müller aus der Helfergruppe. Die Familie lebt inzwischen in Steinfurt und ist aus tiefstem Herzen dankbar für die Chance des Kirchenasyls.
Hartmut Niehaus dankte für die bewegenden Zeugnisse und ergänzte die Aussagen durch den Bibelvers aus dem Matthäusevangelium: „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen.“. Kirchenasyl versuche, durch menschenwürdige Behandlung die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen zu lassen. Der Pfarrer führte mit Gebeten, Liedern und Abendmahl durch die Liturgie. In den Fürbitten wurden die Themen des Zusammenlebens mit Menschen aus anderen Kulturen, Verzweiflung und Hoffnung, Dankbarkeit für die Unterstützung und Menschenrechte als Leitschnur des Handelns angesprochen. Werner Janning gestaltete den musikalischen Rahmen an der Oberlinger-Orgel der Mauritiuskirche Ibbenbüren.
Bericht: Brigitte Striehn.