„Was das Kirchenjahr angeht, befinden wir uns noch mitten in der Weihnachtszeit“, stellte er fest. Diese ende erst an Maria Lichtmess am 2. Februar, fuhr der evangelische Pfarrer als Vertreter der evangelischen Kirchengemeinde Westerkappeln fort, die einmal mehr gemeinsam mit der Evangelischen Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Tecklenburg zu dem Abend „Musik in d' Lüchterkark“ eingeladen hatte. Auf der Bühne, das heißt im Chorraum des ehrwürdigen Gotteshauses, standen die Musikerin und die Musiker der Bands Laway und La Kejoca sowie der Borkumer Albertus Akkermann und sorgten unter dem Motto „Folk meets Classic“ mit ihrer breiten Vielfalt von musikalischen Genres sowie vielen verschiedenen Instrumenten für Stimmung.
Schon zum vierten Mal gastierten die Ensembles in Westerkappeln, um laut Maeder die Weihnachtsbotschaft vom Frieden auf Erden unter die Leute zu bringen, und erneut ließen sich mehr als 250 Menschen von dem Programm locken. Viele von ihnen waren zum wiederholten Mal dabei und genossen die Musik, neue Klänge ebenso wie Ohrwürmer, die die meisten von ihnen hätten mitsingen können.
Eines der Highlights des rund zweieinhalbstündigen Konzertes war die Arie „Habanera“ aus Georges Bizets Oper „Carmen“, die der gleichnamigen Carmen (Bangert) im Ensemble auf den Leib geschrieben schien. Mit Schwung und Koketterie präsentierte sich die Sängerin, und die Musiker begleiteten sie einfühlsam. Besonders charmant: Manuel Bunger, der es sich nicht nehmen ließ, die Bühne mit seinen Kastagnetten zu erobern.
Doch die Ensembles können nicht nur Romantik, auch im Barock und im Mittelalter sind sie musikalisch zu Hause. So spielte sich Violinist Jonas Rölleke mit dem ersten Satz aus dem „Winter“ von Vivaldis Zyklus „Die vier Jahreszeiten“ in die Herzen des Publikums, und auch die „Gaudete“-Fassung eines lateinischen A-Cappella-Gesangs kam bei diesem sehr gut an.
„Pancha Mama“ hieß das Bittgebet der Musiker, in dem sie Mutter Erde inständig darum baten, „dass wir noch ein paar Jahre auf unserem schönen Planeten leben können“.
Auch in Schottland, dort „wo es sehr viele Schafe und Whiskey gibt“, machten die Ensembles Station und beschworen „The Singing Sands of Islay“. „Loch Lomand“ lautete der Titel der, so Albertus Akkermann, „heimlichen schottischen Hymne, die ein großer Schrei nach Freiheit und ein wunderschönes Liebeslied ist“. Davon überzeugten sich die Frauen und Männer in den Kirchenbänken gerne und genossen schweigend und träumend.
Emotionen wurden auch wach, als die Musiker „Isle of Hope, Isle of Tears“ anstimmten, in Erinnerung an die vielen einst aus Deutschland Geflüchteten, die in Amerika strandeten und sich ein neues Leben aufbauen mussten. Kein Verständnis hatten die Musiker um Keno Brandt für die aktuellen Diskussionen um die in Deutschland lebenden Geflüchteten. Mit Blick auf die internationalen Wurzeln der Musiker machten sie deutlich, dass es ein solches Konzert wie das in Westerkappeln ohne Migration nicht gäbe.
Weitere Winterlieder und Christmas Carols ergänzten das stimmungsvolle Programm, das nicht nur die Menschen in den Kirchenbänken genossen. Auch die Musiker Carmen Bangert, Keno Brandt, Jonas Rölleke, Albertus Akkermann, Manuel Bunger und Fernando Olivas schienen sich wohlzufühlen in der Westerkappelner Stadtkirche.
Ein wenig hieß es auch Abschied nehmen von einem Protagonisten, der in den vergangenen Jahren stets in der ersten Reihe mitgemischt hatte und nun aufgrund einer Erkrankung und eines langen Genesungsprozesses in Zukunft zumindest in den Wintermonaten hinter den Kulissen im Einsatz sein möchte. Mit viel Applaus und auch ein wenig Wehmut dankten die Künstlerin und die Künstler auf der Bühne ebenso wie das Publikum in den Kirchenbänken Gerd Brandt, der am Sonntag lediglich zu Beginn mitsang und -spielte und den Rest des Konzertes aus der ersten Reihe verfolgte.
Bericht: Dietlind Ellerich