Unsere aktuellen Nachrichten auf einen Blick

Lebendiger christlicher Glaube und soziale Gegensätze prägen Namibia - Bericht über eine beeindruckende Delegationsreise nach Otjiwarongo

Zwölf Tage dauerte im August 2025 die Reise durch den Kirchenkreis Otjiwarongo im Zentrum Namibias. Dabei legten Superintendent André Ost und Melanie Wehmeier, die Partnerschaftsbeauftragte des Evangelischen Kirchenkreises Tecklenburg, sowie Pfarrer Albrecht Holthuis und Dr. Jürgen Luchtenberg aus dem Evangelischen Kirchenkreis Wesel etwa 2.700 Kilometer zurück.

Sie schafften es, allen zehn Partnergemeinden einen Besuch abzustatten. Dabei lernten sie ein faszinierendes Land und engagierte Christen kennen. Am 18. September 2025 berichteten André Ost und Melanie Wehmeier im Dietrich-Bonhoeffer-Gemeindehaus in Westerkappeln einem interessierten Publikum von ihren Erfahrungen.

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in der Republik Namibia besteht aus 420.000 Christinnen und Christen. Die Voraussetzungen für ein lebendiges Gemeindeleben sind extrem unterschiedlich, stellten die Besucher aus Deutschland fest. Pfarrer müssen oft weite Strecken zurücklegen, um Gottesdienste oder Taufen zu feiern. Zahlreiche Ehrenamtliche erhalten im Alltag das Gemeindeleben aufrecht. Der Zustand der Gebäude hänge ebenfalls von der Finanzkraft der Menschen vor Ort ab. Zuschüsse „von oben“ gebe es kaum, eher im Gegenteil. Der Renovierungsbedarf sei hoch. Es fehle an Material, mitunter sei nicht einmal Wasser vorhanden. Schulinternate, Hostels genannt, werden durch die kirchliche Partnerschaftsarbeit unterstützt. Sie ermöglichen Kindern aus entlegenen Orten den Schulbesuch. Das Motto „Excellence is our only option“ verdeutliche, dass Bildung als Schlüssel für eine bessere Zukunft angesehen wird.

Selbst in kleinen Siedlungen wie Kalkfeld gelingt es den Bewohnern, durch aktives diakonisches Engagement einmal in der Woche eine Suppenküche für 200 Schulkinder zu öffnen. Die allerorten entstandenen „Girls Clubs“ spielen eine wichtige Rolle für den Austausch über Sorgen und Nöte der Familien. Zudem diene das Projekt des Kirchenkreises Tecklenburg der Selbststärkung der Frauen in einer vorwiegend patriarchal geprägten Gesellschaft. In Fransfontein erhielten sie Nähmaschinen, um eigenes Geld zu verdienen. Sie betätigen sich darüber hinaus auch als Nageldesignerinnen.

Die Lage der Pfarrpersonen sei insgesamt schwierig, stellte André Ost fest. Sie benötigten für ihren Lebensunterhalt meist Nebenjobs, eine Absicherung für das Alter existiere nicht. Namibia ist stark christlich geprägt. Dennoch gefährden die sozialen Spannungen auch das Gemeindeleben. Mit Mauern, Zäunen und Stacheldraht müssen ihre Einrichtungen gegen Diebstähle, Brandstiftungen und Angriffe auf das Inventar geschützt werden.

Bei ihrer Ankunft wurden die Gäste überall herzlich begrüßt. Gesang und Tanz standen dabei im Mittelpunkt. Melanie Wehmeyer demonstrierte dies mit eindrucksvollen Videobeispielen, auch von einem eigenen Liedvortrag der Reisenden. An einem Gottesdienst in Khorixas beteiligten sich die Gäste mit Lesungen und der Predigt von Superintendent André Ost. Die Fotos der Präsentation verdeutlichten die Gastfreundschaft der Menschen, die raue Schönheit des Landes, den Naturreichtum, aber am Waterberg auch die Erinnerung an die Schrecken der Kolonialzeit. 

Ein Höhepunkt des Besuchs war die Einweihung des Beratungszentrums „Sion Life Coaching Center“ in Otjiwarongo, das von der rheinischen Landeskirche finanziell unterstützt wird. André Ost zog ein positives Fazit der Reise. Sie habe die engen Beziehungen der drei Kirchenkreise weiter gefestigt. Das große Gefälle zwischen den namibischen Gemeinden sei unübersehbar. Die starke ehrenamtliche Arbeit der Gemeindemitglieder und der diakonische Geist seien aber in höchstem Maße zu würdigen, so Ost.

In der Diskussion wurden die Ausbildung der Pfarrerinnen und Pfarrer im theologischen Seminar Paulinum in Windhoek, die Kommunikationswege durch landesweit gut funktionierende Mobilfunknetze und der Religionsunterricht in den Schulen angesprochen. „Wir können von den namibischen Christen eine Menge für unsere Gottesdienste lernen“, bemerkte eine Zuhörerin. 

Bericht: Brigitte Striehn. 

Zurück