Unsere aktuellen Nachrichten auf einen Blick

„Komm den Frieden wecken“ – ein Appell an uns alle- Gottesdienst zur Eröffnung der ÖkumenischenFriedens-dekade in Lotte

„Komm den Frieden wecken“, lautet das Motto der diesjährigen Ökumenischen Friedensdekade, die Pfarrer i.R. Detlef Salomo am 8. November (Samstag) in der evangelischen Kirche Alt-Lotte mit einem regionalen Friedensgottesdienst eröffnete.

Im 45. Jahr ihres Bestehens sei die Dekade mit Aktionen, Gebeten, Andachten, Konzerten und Lesungen zu einer festen Größe in der Friedensarbeit geworden, sagte der Friedensbeauftragte im Kirchenkreis Tecklenburg während der Feierstunde. Er erinnerte an den Beginn, als ostdeutsche Christinnen und Christen unter dem Motto „Schwerter zu Pflugscharen“ und westdeutsche Gläubige unter dem Motto „Frieden schaffen ohne Waffen“, begannen, gemeinsame Sache zu machen. Gerade in Zeiten von Krisen und Kriegen, wie in der Ukraine, im Gazastreifen und im Sudan, biete die Friedensdekade mit ihrem Logo und ihren Veranstaltungen Gelegenheit, innezuhalten, nachzudenken, sich zu vergewissern, fuhr er fort.

Das Logo mit seinem roten Megafon, aus dem kein Geschrei, keine lauten Angriff- und Hetzreden dringen würden, sondern eine weiße, mit den Flügeln schlagende Taube im knallbunten Konfettiregen, sei aber auch – getreu dem Motto „Komm den Frieden wecken“ – ein Weckruf. Es solle die Bereitschaft wecken, engagiert am Frieden mitzuarbeiten. „Es ist ein Aufruf an uns alle“, stellte Salomo klar.  „Frieden ist alles andere als selbstverständlich und kommt auch nicht von alleine“, mahnte er.

Mitten in der Friedensdekade, die traditionell mit dem Buß- und Bettag – in diesem Jahr am 19. November - endet, falle auf den Beginn der fünften Jahreszeit am 11. November. Er empfinde dies als Herausforderung, räumte Salomo ein, hatte aber Verständnis für das Bedürfnis der Menschen, den Sorgen des Alltags und den schlechten Nachrichten für ein paar Tage zu entfliehen. Zumal am Aschermittwoch die Fasten- bzw. Passionszeit beginne, an deren Ende Ostern und die gute „Nachricht, dass der Tod überwunden wurde“, stehe.

In seinem Brief an die Römer (Kapitel 13) schreibt Paulus, es sei Zeit aufzustehen vom Schlaf, die Werke der Finsternis abzulegen und die Waffen des Lichts anzulegen. Detlef Salomo verglich in seiner Predigt den Aufbruch, der heute oft als Zeitenwende bezeichnet werde, mit dem in den 1980er-Jahren, als dank des damaligen sowjetischen Präsidenten Gorbatschow ganze Waffensysteme kontrolliert verschrottet worden seien.

Heute sei das anders, sagte der Friedensbeauftragte des Kirchenkreises. Nachdem in den vergangenen Jahrzehnten Europa immer sicherer geworden sei, erlebe die Gesellschaft „einen Albtraum“. „Das konnten wir uns nicht vorstellen“, gab Salomo zu, fassungslos zu sein. Es sei schwer zu beschreiben, „was unter unseren Augen geschieht“, sagte er und meinte „die Zerstörung eines selbstständigen europäischen Staates, die Auslöschung einer Nation mit eigener Geschichte, Sprache und Kultur“ durch den russischen Aggressor Putin, dem mit dem orthodoxen Patriarchen von Moskau eine Staatskirche zur Seite stehe. 

Was Waffenlieferungen an die Ukraine angehe, sah Salomo ein Dilemma. Deren Befürworter könnten nicht ausschließen, „dass diese zur weiteren Eskalation beitragen, die zu einem größeren Krieg, möglicherweise sogar mit Atomwaffen, führen könnte“. Die strikten Gegner andererseits könnten nicht ausschließen, dass sie sich der unterlassenen Hilfeleistung schuldig machten, führte er weiter aus. „Das ist das Dilemma: Dass solcher Schutz und alle Hilfe zur Verteidigung mit Gewalt verbunden sind, gegen den Geist der Bergpredigt“. Gorbatschow habe über die Bergpredigt gesagt, sie sei „im Atomzeitalter das Überlebensprogramm der Menschheit“. 

„Frieden wird niemals mit Waffen geschaffen, sondern indem man die Hände ausstreckt und die Herzen öffnet“, zitierte Salomo den verstorbenen Papst der Franziskus. Und fuhr fort: „Das sind auch die wahren Waffen des Lichts: friedlich, ehrlich, verletzlich, versöhnlich und menschlich“.

Der Abendgottesdienst in Alt-Lotte wurde mitgestaltet von Monika Falkenberg als Lektorin, Iris Pfordt an der Orgel und Annette Salomo (Gesang). Im Gespräch nach dem Gottesdienst bedauerte Salomo, dass die Friedensdekade und ihre Veranstaltungen eine so geringe Resonanz erführen. Auch im Gottesdienst verloren sich nur circa zwei Dutzend Jugendliche, Frauen und Männer in den Kirchenbänken.

Bericht: Dietlind Ellerich

Zurück