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Keine Alternative zu Vernetzung und Zusammenarbeit

Im Rahmen der Kreissynode des Ev. Kirchenkreises Tecklenburg am 30. Juni in Lengerich setzte Superintendent André Ost in seinem mündlichen Bericht markante Impulse. Gleichzeitig regte er zur Auseinandersetzung mit Fragen der zukünftigen Gestalt von Kirche an.

Seinem Bericht stellte er das Sprichwort: „Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen“ voran. „Dass der Wind des Wandels kräftig bläst, ist unbestritten“ so André Ost. „Wir bemerken ihn im weltpolitischen Geschehen, wo die Macht des Stärkeren sich zur Durchsetzung bringt und das Vertrauen in militärische Kraft die Konfliktlösung auf diplomatischer Ebene ersetzt. Wir bemerken es im gesellschaftlichen Klima, wo die Debattenkultur verroht ist und der Sozialstaat immer mehr unter Druck gerät.“ Doch dies sei auch in der Kirche zu beobachten, „wo uns die Selbstverständlichkeiten früherer Jahrzehnte abhandenkommen und in der Folge die Verteilungskämpfe beginnen“, führte er aus.

Der „wind of change“ sorge für Unruhe. Es werde unterschiedlich damit umgegangen. „Beides erlebe ich aktuell in unserer Kirche und in diesem Kirchenkreis: Die bewahrenden, beharrenden Kräfte und die Impulse zu Aufbruch und Experiment, betont André Ost. „Den kirchlichen Bedeutungsverlust in unserer Gesellschaft haben wir längst registriert. Er dokumentiert sich in schwindender Beteiligung auf allen Ebenen und in einer Haltung von Gleichgültigkeit gegenüber vielen unserer kirchlichen Angebote und Verlautbarungen.“ Als Parameter des Wandels sieht Ost den Mitgliederverlust, den Finanzkrafteinbruch und den sich immer stärker entwickelnden Mangel an hauptamtlichem Personal. 

„Wir sollten den Mut haben, Kirche neu zu denken, mit neuen Angebotsstrukturen und weniger ortsbezogen, weil sich die Welt und mit ihr eben auch die Lebensumstände und Bedürfnisse unserer Kirchenmitglieder verändert haben.“ Erfreuliche Entwicklungen seien aktuell in den verschiedenen Regionen des Kirchenkreises zu beobachten: „In der Region West (Neuenkirchen-Wettringen, Rheine-Jakobi, Rheine-Johannes und Hörstel) haben sich die vier Gemeinden im vergangenen Jahr verständigt, das Modell eines hauptamtlichen Gemeindemanagements als Teil eines zukunftsweisenden IPT-Konzepts (Interprofessionelles Pastoralteam) auszuprobieren – zur Entlastung des Pfarrdienstes und des Kirchmeisteramtes. Die gewünschte Entlastung durch den Verwaltungsmanager Klaus Molkenbuer in der Scharnierfunktion zwischen Gemeinde- und Verwaltungsebene im Kreiskirchenamt sei eingetreten. 

In der Region Mitte-Nordost bieten die fünf Gemeinden Tecklenburg, Westerkappeln, Lotte, Wersen und Wersen-Büren inzwischen ein abgestimmtes Gottesdienstkonzept an. „Die Gottesdienstzeiten wurden so angeglichen, dass es möglich ist, an einem Wochenende zu fünf unterschiedlichen Zeiten Gottesdienste in der Region zu besuchen“, berichtet der Superintendent. Durch die Teilnahme an der Erprobung für pfarramtliche Verbindungen könnten sich die fünf Gemeinden künftig das vorhandene Pfarrpersonal teilen. Flankierend sei derzeit eine IPT-Stelle für Gemeindepädagogik ausgeschrieben. „Die Stelle soll die regionale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Konfirmandenarbeit fördern“, so der Superintendent. 

In der Kirchengemeinde Ibbenbüren wurden im letzten Jahr die Gemeindebezirke aufgelöst. Das habe gut geklappt. Ein strukturierter Prozess der Gemeindeberatung und eine transparente Öffentlichkeitsarbeit, die schon frühzeitig alle kommenden Veränderungen in den Blick nahm, hätten dazu beigetragen. Auch schmerzliche Gebäudeschließungen hätten dazu gehört. Ost ist sich sicher: “Wenn diese Prozesse rechtzeitig kommuniziert werden und ein Gesamtkonzept das plausibel macht, dann wird es auch akzeptiert“. In Ibbenbüren bleibe trotz der Umstrukturierungen noch genügend Energie für Neuansätze und Aufbrüche. Ein Beispiel dafür sei die PopUp-Trauung an einem Sonntag im Mai, bei der sich 25 Paare rund um die Christuskirche segnen ließen.

Ost betonte, es sei notwendig, das Einzelkämpfertum zu überwinden, insgesamt größer zu denken und sich im Team zu vernetzen. „Eine gute Vernetzungsstruktur vorzubereiten, ist ein dringendes Gebot der Zukunftssicherung“, unterstreicht der Superintendent. Eine für die Zukunft tragfähige Gestalt von Kirche müsse jetzt vorbereitet und gestaltet werden. Den Presbyterien im Kirchenkreis sei dies bewusst. “Es braucht den Mut für Neues. Die Erkenntnis, dass Veränderungen unumgänglich sind, aber auch Chancen bieten“, unterstreicht der Superintendent. 

Der aktuell im Kirchenkreis laufende Prozess der Zukunftswerkstatt sei eine Herausforderung, nicht nur durch die errechnete Notwendigkeit, Einsparungen im kreiskirchlichen Haushalt vorzunehmen. Auch die Unklarheit über das angemessene Kirchenbild der Zukunft erschwere den Prozess. „Wenn der Kirchenkreis sich die Frage stellt, wo in Zukunft die Prioritäten gesetzt werden sollen, kann es nur darum gehen, wie wir das, was uns zur Verfügung steht, so einsetzen, dass es dem Auftrag der Kirche am besten dient.“ Nicht nur die synodalen Aufgabenfelder stünden auf dem Prüfstand. Auf der gemeindlichen Ebene könne aus seiner Sicht nicht alles bleiben, wie es jetzt noch sei. 

„Wenn sich der Gemeindebegriff in Zukunft wandeln sollte, wird auch neu auszuhandeln sein, welche Aufgaben der Kirchenkreis stellvertretend und übergeordnet tragen soll, die die Gemeinden aus guten Gründen nicht mehr übernehmen können“, meint Ost. 

Die größte Aufgabe, die der Kirchenkreis aktuell für die Gemeinden übernimmt, sei der Bereich der 27 Kindertageseinrichtungen. Derzeit befindet sich der Kirchenkreis in Verhandlungen mit den Kommunen im Kreis Steinfurt. Dabei gehe es darum, inwieweit ein neuer Kreisrahmenvertrag den Kirchenkreis von der Last des gesetzlichen Trägeranteils sukzessive befreien kann. “Ein Vorschlag zur Verbesserung unserer Lage liegt auf dem Tisch. Sollte der Versuch eines neuen Kreisrahmenvertrages scheitern, müssen wir in Einzelverhandlungen mit den Kommunen gehen“, berichtet Ost. Gebe es kein Entgegenkommen, stünde die Frage im Raum, sich von der Trägerschaft einzelner Einrichtungen zu trennen. „Die finanzielle Lage erlaubt es einfach nicht mehr, Jahr für Jahr mit defizitären Haushalten zu wirtschaften.“ Der Leitungsausschuss habe die 27 Einrichtungen bereits auf ihre Zukunftsfähigkeit überprüft und ein Ranking erstellt, das es ermögliche, mit klaren Vorstellungen in die Verhandlungen zu gehen. „Dabei gilt es grundsätzlich festzuhalten, dass wir nach wie vor an der Kita-Arbeit interessiert sind“, macht er klar. Es brauche allerdings Rahmenbedingungen, die das dem Kirchenkreis auch möglich machen. Ein gemeinsamer Prüfauftrag zur künftigen Struktur der Kita-Arbeit läuft parallel weiter. Die Möglichkeit, die Kita-Arbeit in Trägerschaft der Diakonie fortzuführen, wird derzeit geprüft. Auch im Hinblick auf die kreiskirchliche Jugendarbeit und die hauptamtliche Kirchenmusik brauche es Klärungen. Hier stünden langjährige Konzepte auf dem Prüfstand. Dabei gehe es nicht darum, was gestrichen werde, sondern in welcher Struktur es in Zukunft fortgeführt werde. 

„Jetzt haben wir noch die Ressourcen, die es uns ermöglichen, die Kirche von morgen einzuleiten“, mahnte der Superintendent vor der Synode. „Wir haben die Aufgabe, die Menschen in unserem Kirchenkreis auf das einzustellen, was kommen wird. Ich möchte Übergange schaffen, möchte Windmühlen bauen und keine Mauern. Ich möchte der nächsten Generation Raum geben. Denn sie sind diejenigen, denen wir demnächst die Verantwortung übertragen.“ 

Superintendentenbericht

Bericht: Christine Fernkorn

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