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„Ich bin offen und gespannt, für was ich mich im Ruhestand begeistern lassen kann“- Interview mit Pfarrer Jürgen Rick

Am 31. August 2025 wird Pfarrer Jürgen Rick im Rahmen eines Festgottesdienstes in der Jakobikirche zu Rheine verabschiedet und von Superintendent André Ost entpflichtet. Zum 30. September scheidet er aus dem Pfarrdienst aus und wechselt in den Ruhestand, am 3. September wird sein letzter Arbeitstag sein.

Mehr als 32 Jahre war Jürgen Rick in der Ev. Kirchengemeinde Jakobi zu Rheine mit viel Engagement tätig. Damit hat er eine Ära geprägt und viele Spuren hinterlassen. Unter anderem beim 150-jährigen Jubiläum der Jakobikirche. Das wurde im Jahr 2023 mit vielen Veranstaltungen gefeiert. Lange Jahre war Jürgen Rick auch Mitglied im Kreissynodalvorstand (KSV) und arbeitete an wichtigen Weichenstellungen für den Kirchenkreis mit. Jürgen Rick wird mit seiner Frau in seine Heimatstadt Emsdetten ziehen. Öffentlichkeitsreferentin Christine Fernkorn sprach mit ihm über Eindrücke, Erfahrungen und neue Perspektiven.   

Mit welchen Gefühlen gehen Sie auf den Ruhestand zu?

Mit sehr, sehr vielen unterschiedlichen Gefühlen. Statt des sprichwörtlichen „lachenden und weinenden Auges“ ist mir das Bibelwort „Alles hat seine Zeit!“ aber viel, viel näher – zumal ich den Zeitpunkt meines Ruhestandes jetzt im Alter von 63 Jahren und acht Monaten ja selbst bestimmt habe. Es ist mir im Laufe der letzten zehn Jahre immer klarer geworden, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist. Und zwar ausschließlich aus privat-persönlichen Gründen, Gott sei Dank keinen gesundheitlichen.

Von daher freue ich mich auf die Zeit nach meiner „Entpflichtung“, wie die Verabschiedung ja auch genannt wird, will und kann aber auch nicht verschweigen, dass mich die letzten Wochen mit vielen herzlichen, wertschätzenden und lieben „Abschiedsszenen“ und -worten sehr, sehr berühren und da auch Melancholie und Abschiedsschmerz bei mir aufkommen – übrigens auch, was das Verlassen des Pfarrhauses angeht: bei aller Freude auf unser neues Zuhause in meiner Heimatstadt Emsdetten. Kontakte zu den „alten“ Freunden und Freundinnen der „Emsdettener Clique“, die ja seit Jahrzehnten bestehen, sind ja nie abgebrochen.

Was macht für Sie den Pfarrdienst wertvoll? 

All das, was die Menschen berührt, was für sie helfende Begleitung für ihr Leben und Sterben ist, für ihr Glauben und Zweifeln, für ihre Freuden und Sorgen, für ihre Ängste und Hoffnungen. Das kann durch Gottesdienste geschehen - insbesondere auch an den Knotenpunkten des Lebens wie Taufe, Einschulung, Schulentlassung, Konfirmation, Trauung oder Beerdigung -, aber natürlich auch durch Begegnungen und Gespräche: sei es in der Seelsorge oder auch einfach „nur“ über „Gott und die Welt“, aber immer von „Mensch zu Mensch“. 

Welche Ereignisse und Begegnungen waren besonders eindrucksvoll für Sie?

Herausragende Ereignisse waren sicherlich die großen Jubiläen, die in meine Dienstzeit fielen: 2013 haben wir in Rheine den 1.175 Geburtstag der Stadt Rheine und der katholischen St. Dionysius-Gemeinde sowie den 175. Geburtstag der Jakobi-Gemeinde gefeiert – in ökumenischer Verbundenheit und im gemeinsamen Wirken von Stadt und Kirche. 2017 dann 500 Jahre Reformation - und 2023 den 150. Geburtstag der Jakobi-Kirche.  Auf Kirchenkreisebene war sicherlich die Visitation durch die Landeskirche im Jahr 2015 so ein Highlight für mich, auch wenn es für uns Mitglieder des KSV ja mit vielen Extra-Terminen verbunden war. - In negativer Sicht war es natürlich die Corona-Pandemie mit all ihren Auswirkungen. Die Absage der Weihnachtsgottesdienste 2020 war eine ganz schmerzliche und traurige Entscheidung!

Hervorheben möchte ich bei dieser Frage aber auch noch, dass die meinen Dienst, ja sogar mein ganzes Glauben und Leben prägenden Begegnungen im Bereich der Seelsorge liegen und sich deshalb hier weitere Ausführungen natürlich verbieten. 

Wir beiden sind uns immer wieder begegnet. Ich kann mich gut an Ihre Leidenschaft bei der Entwicklung des Films zum 150-jährigen Jubiläum in Zusammenarbeit mit Heinz Schulte vom Metropoli-Kino Rheine erinnern. Ich hatte das Gefühl, dass Ihnen das viel Freude gemacht hat. Liege ich da richtig?

Ja, die Produktion des Jubiläums-Films hat neben viel, viel Arbeit mindestens genauso viel Freude bereitet - was natürlich in erster Linie am gemeinsamen Tun mit Heinz Schulte lag. Wir haben uns 2021 kennengelernt: er kam im Anschluss an eine Gedenkfeier zum Volkstrauertag auf mich zu und bat mich, ein Schlusswort für sein damaliges Filmprojekt zu sprechen, was ich gerne getan habe. Danach blieben wir in Kontakt, die Idee des Jubiläumsfilms wurde geboren und umgesetzt. Und heute sind er und seine Frau nicht nur Gemeindeglieder, sondern auch ehrenamtlich in Jakobi engagiert – und wir sind freundschaftlich verbunden.

Was mir aber noch genauso wichtig ist, ja am Herzen liegt: der Film war ja nur ein Mosaiksteinchen in der Öffentlichkeitsarbeit zum Jubiläum. Daneben ist ja auch noch eine Festschrift entstanden, ein Artikel in „Rheine: Gestern. Heute. Morgen“ – und vor allem: ganz viele Artikel in der Presse und auf der Homepage. Die Zusammenarbeit mit den Redakteuren der Lokalzeitung und auch mit Ihnen, liebe Frau Fernkorn, war wirklich herausragend, wie ich finde. So stelle ich mir Öffentlichkeitsarbeit zu einem 150. Kirchengeburtstag vor. 

Sind Sie schon umgezogen?

Die Woche ab dem 22. September ist unsere Umzugswoche. Das heißt: zu Ende September werden wir Rheine verlassen und in Emsdetten unser neues Zuhause haben.

Auf was freuen Sie sich im Ruhestand? Gibt es Hobbies, die Sie wieder aufleben lassen wollen?

Ich freue mich auf so vieles: vor allem aber Zeit zu haben, auch mal abschalten zu können – statt verfügbar zu sein und unter (Zeit-)Druck zu stehen angesichts vieler, oft gleichzeitig anliegender Aufgaben im Pfarrdienst. Mehr Zeit vor allem aber auch für die Menschen, die mir wichtig sind und denen ich wichtig bin, entspannteres Pflegen der Hobbies, die ich bisher nur unter den Einschränkungen des Dienstes wahrnehmen konnte. So werde ich in Zukunft beispielsweise nach Rückkehr nach einem Stadionbesuch am Samstagabend nicht mehr an den Schreibtisch müssen, um noch mal den Gottesdienst für Sonntag durchzugehen. Vielleicht entdecke ich in der Tat auch noch andere Hobbies, wer weiß? Ich bin da ziemlich offen und gespannt, wofür ich mich vielleicht auch neu begeistern lassen kann und was alles seine Zeit in meinem Leben haben wird. Wo und ab wann ich mich in Zukunft ehrenamtlich engagiere – dazu gibt es zwar viele Ideen, aber beileibe noch keine Pläne. Nichtstun ist jedenfalls keine Option! Auf jeden Fall habe ich die unglaubliche Freiheit, mich genau da – und nur da! - zu engagieren, wo ich es für andere und für mich als sinnvoll erachte.

Zuerst einmal aber möchte ich einfach nur wieder gut in Emsdetten ankommen und heimisch werden. Und da meine Frau noch ca. zwei Jahre bis zum Eintritt in ihren Ruhestand in Rheine arbeiten wird, wartet die Hausmann-Rolle auf mich, die ich zu Beginn unserer Ehe schon einmal innehatte, als ich in der Examens-Lernphase des Studiums war und meine Frau schon damals in Vollzeit bei der Stadt Rheine gearbeitet hat. Auch darauf freue ich mich übrigens – und bin erwartungsvoll-gespannt, wie sich die neue Lebensphase für mich beziehungsweise uns anfühlen wird.

 

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