Meditative und stärkende Lieder gaben Raum, zur Ruhe zu kommen. „Worauf können wir uns verlassen in den Verwandlungen unserer Zeit?“, fragte Pfarrer Dr. Marcel Freitag, der im Rahmen dieses Gottesdienstes aus seinem Probedienst im Kirchenkreis Tecklenburg verabschiedet wurde. „Den Grund unseres Lebens und den Mut, über den reißenden Fluss in eine neue Zukunft zu gehen, das feiern wir heute am Reformationstag“. Gott sei ein Mutgeber. Dies kam auch in den Versen aus Psalm 46 zum Ausdruck, die er gemeinsam mit Maria Freese im Wechsel vortrug.
„Die Worte des Predigttextes zum Reformationstag aus 5. Mose 4-9 brennen sich ins Herz ein. Dort heißt es: Der Herr ist unser Gott, der Herr allein! Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft.“ Das Gebot der Liebe sei ganzheitlich zu verstehen. „Wenn ich es nicht mit Leben fülle, vergesse ich seine Bedeutung“, machte Marcel Freitag deutlich. Dazu brauche es das Herz, die Mitte des Menschen, es brauche Lebenskraft, die Seele und die Stärke. Mose habe die Worte im großen Übergang, in einer Situation völliger Verunsicherung vor der Überquerung des Jordan ins Gelobte Land gesagt.
Der Theologe Paul Tillich habe die Angst unserer Zeit eine Angst vor Leere und Sinnlosigkeit genannt. Dies sei jetzt 70 Jahre her. „Ich glaube, dass wir uns immer noch in dieser Art der Angst bewegen“, ist Marcel Freitag überzeugt. Anlässe seien Klimakatastrophen, ein Aufleben von Faschismus und Menschenfeindlichkeit, rassistische Ressentiments und die ständige Frage, ob die Demokratie standhalte. Wie das Volk Israel am Fluss und die Menschen der Reformation stünden wir vor der Frage, woran wir unser Herz hängen. Das Lebensgefühl seiner Generation sei die Verunsicherung. Gottes Gebot spreche in diese Situation hinein.
„Ich bringe ein großes Dankeschön von der Kirchengemeinde, dem Presbyterium und dem Pfarrteam mit“, sagte die Presbyteriumsvorsitzende Pfarrerin Lena Stubben in ihrem Grußwort zum Abschied von Marcel Freitag. Nach seinem Vikariat in Recke sei die Zeit in der großen Kirchengemeinde Ibbenbüren mit fünf Kirchen, großem Presbyterium und einem großen Pfarrteam für Marcel Freitag sicher sehr spannend gewesen. „Hut ab, dass Du es gut gehandelt hast, zu 50 Prozent die Krankenhaus-Seelsorge und zur anderen Hälfte die Gemeindearbeit zu bewältigen. Dein Herz schlägt für die Krankenhaus-Seelsorge und wir freuen uns sehr über die neue Chance für Dich in der kreiskirchlichen Krankenhaus-Seelsorge im Kirchenkreis Hamm“, so Lena Stubben weiter. Superintendent André Ost überbrachte zum Abschied Grüße und Segenswünsche aus dem Kirchenkreis. „Marcel Freitag war insgesamt vier Jahre im Kirchenkreis Tecklenburg tätig“, berichtete er. Das Vikariat in der Kirchengemeinde Recke bei seiner Mentorin Pfarrerin Elke Böhne sei eine prägende Zeit für ihn gewesen. „Seit April 2024 war Marcel Freitag im Probedienst in Ibbenbüren tätig. Hier konnte er seine Kompetenz in der Seelsorge weiter ausbauen.“ Der Dienst in Ibbenbüren habe ihm geholfen, Klarheit über seinen weiteren beruflichen Weg zu gewinnen.
Zum 1. November setzt Marcel Freitag seinen Probedienst im Kirchenkreis Hamm fort – mit der Aussicht, dort in eine kreiskirchliche Pfarrstelle für Krankenhausseelsorge gewählt zu werden.
Bericht: Christine Fernkorn.