Nach 75 Jahren Jugendkammer, die bislang das höchste beschlussfassende Organ der Evangelischen Jugend von Westfalen war, beginnt mit der Juengerversammlung ein neues Kapitel: Mehr Partizipation, mehr Eigenverantwortung, mehr Stimme für junge Menschen. Grundlage dafür ist das Kinder- und Jugendvertretungsgesetz (KJVG), das am 1. Januar 2025 in Kraft trat und eine Jugendvertretung auf Landesebene vorsieht – inklusive eigener Geschäftsordnung, über die ausschließlich junge Menschen unter 27 Jahren entscheiden durften.
Eröffnung mit Haltung und Herz
Die Vorsitzende der noch amtierenden Jugendkammer, Ariane Buchenau, eröffnete die Versammlung am Freitagabend mit herzlichen Worten und großer Anerkennung für das Engagement der jungen Generation. Im anschließenden Gottesdienst setzte Landesjugendpfarrer Christian Uhlstein einen geistlichen Impuls: „Der HERR aber sprach zu mir: Sage nicht: Ich bin zu jung, sondern du sollst gehen, wohin ich dich sende, und predigen alles, was ich dir gebiete.“ (Jeremia 1,7). Uhlstein spannte den Bogen vom Propheten Jeremia zu den Teilnehmenden der Versammlung: „Es gibt so viele junge Menschen, die wie Jeremia erst zögern – und dann Großartiges leisten. Juenger*innen gehen mit offenen Augen und offenen Herzen durch die Welt. Sie leben mit Haltung und im Vertrauen auf Gottes Begleitung.“ Auch Vincent van Gogh wurde zitiert: „Große Dinge entstehen dann, wenn viele kleine Dinge sich zusammentun.“ Ein Zitat, das die Atmosphäre des Wochenendes treffend einfing: Es ging um große Dinge – und viele kleine, konkrete Schritte dorthin.
Diskussion, Beteiligung und demokratische Entscheidung am Samstag
Der Samstag stand ganz im Zeichen der Konstituierung. Im Zentrum: Die Verabschiedung einer eigenen Geschäftsordnung für die Juengerversammlung – Voraussetzung dafür, dass das neue Gremium arbeitsfähig ist. Die vorbereitete Geschäftsordnung wurde intensiv beraten, einzelne Aspekte wurden hinterfragt, diskutiert und zum Teil verändert. Gewohnt souverän und bester Stimmung leitete das Moderationsteam (Michelle Witte, Aike Schäfer, Tobias Klapp und Ariane Buchenau) das Tagungsboot durch die Wellen der Aussprachen, Stimmabgaben, Zeitpläne und Kaffeepausen.
Ein wichtiger Diskussionspunkt war das Stimmrecht berufener Mitglieder. Nach einer offenen und respektvollen Debatte entschieden sich die jungen Stimmberechtigten dafür, auch den berufenen Mitgliedern ein Stimmrecht zu geben – ein starkes Zeichen für Offenheit und Einbeziehung.
Am Samstagnachmittag wurde die Geschäftsordnung mit deutlicher Mehrheit verabschiedet. Damit ist die Juengerversammlung nun offiziell arbeitsfähig – und die Evangelische Jugend von Westfalen hat ihre neue Beteiligungsstruktur rechtswirksam eingesetzt. „Endlich wird unsere Stimme auf Landesebene konsequent ernst genommen – und das nicht nur symbolisch, sondern mit echter Entscheidungsgewalt“ kommentierte eine junge Delegierte erfreut das Ergebnis.
Landesjugendpfarrer Christian Uhlstein zeigte sich auch begeistert vom Geist der Versammlung: „Ich bin tief beeindruckt von der Ernsthaftigkeit und der Begeisterung, mit der junge Menschen hier Verantwortung übernehmen. Aus meiner Erfahrung weiß ich: Wenn Jugendlichen Verantwortung gegeben wird, entsteht daraus oft etwas sehr Großes – für die Kirche und für die Gesellschaft.“
Wahlen und Aufbruch in die Zukunft am Sonntag
Sonntag standen die Wahlen an: Für die neue Struktur wurden die Gremien besetzt, die nun die inhaltliche und organisatorische Arbeit übernehmen. (Wahlergebnisse siehe unten).
Ariane Buchenau, Vorsitzende der bisherigen Jugendkammer, sagte zum Übergang: „Es ist ein bewegender Moment, nach all den Jahren intensiver Vorbereitung zu sehen, wie junge Menschen ihre eigene Struktur tragen und gestalten. Ich bin stolz und dankbar für diesen Wandel.“
Ein starkes Signal
Nach fast fünf Jahren Vorbereitung, rechtlicher Konsultation, Rücksprachen mit Fachleuten und Beteiligungsprozessen war das Wochenende in Wuppertal ein Meilenstein. Mit der Juengerversammlung beginnt eine neue Ära für die Evangelische Jugend von Westfalen – partizipativ, verantwortungsbewusst und zukunftsorientiert.
„Es ist nicht nur ein Strukturwandel – es ist ein Kulturwandel. Und der beginnt jetzt.“
Gewählt wurden unter anderem:
Für den der Leitungskreis der Juengerversammlung:
Für die Werke und Verbände mit im Leitungskreis:
Als Sprecher*innen wurden gewählt:
In einer Stichwahl setzte sich Jan Reschke (KK Bochum – EA) als Delegierter für die Landessynode durch. Stellvertreter ist Myron Heinemann (KK Paderborn – EA).
Darüber hinaus wurden Mitglieder weiterer relevanter Gremien und inhaltlicher Arbeitskreise bestimmt.