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„Echt krass!“ Interaktiver Präventionsparcours gegen sexualisierte Gewalt unter Jugendlichen soll zur Diskussion anregen

Jedes dritte Mädchen und jeder vierte Junge zwischen 12-19 Jahren wurde schon einmal im Netz sexuell belästigt (Quelle: JIM-Studie, 2023). Für Jugendliche stellen außerdem sexuelle Übergriffe durch andere Jugendliche ein erhebliches Risiko dar.

„Alle, die mit jungen Menschen arbeiten, sollten sich mit dem Thema Grenzüberschreitungen sexualisierter Gewalt auseinandersetzen“, betont Viola Langenberger, Präventionsbeauftragte der Kirchenkreise Münster und Tecklenburg, zur Eröffnung des interaktiven Präventionsparcours gegen sexuelle Gewalt unter Jugendlichen „Echt krass!“ in Rheine. Wo Grenzüberschreitungen passierten, würden Menschen geschädigt. Dies gelte auch in Beziehungen. „Untereinander können die jungen Leute sich viel besser helfen, als wir Älteren es tun können“, ist sie überzeugt. Dazu wolle die Ausstellung anregen. Die Ausstellung „Echt krass“ war zuletzt vom 15. – 25. September in der Jugendkirche St. Martini in Münster zu sehen gewesen und sehr gut frequentiert worden, berichtete sie. Vom 29. September bis 10. Oktober ist sie nun im Ev. Jugendzentrum Jakobi in Rheine zu erleben.   

Der interaktive Präventionsparcours, entwickelt vom Petze-Institut für Gewaltprävention Kiel, stärkt Jugendliche darin, sexuelle Grenzverletzungen wahrzunehmen und sich gegen Übergriffe zu wehren. Die Ausstellung bietet Infos, Denkanstöße und Diskussionsstoff zu den Themen Cybermobbing und Cybergrooming, Flirten und Grenzen setzen, Porno und Sexting, Geschlechtsidentitäten und sexuelle Orientierung und zeigt Hilfemöglichkeiten auf. Zielgruppen sind Jugendliche ab 13 Jahren, Kurse und Ausbildungsgruppen sozialer Berufe, sowie Jugend- und Konfigruppen. Flankierend begleiten Ausstellungslotsen die Besuchenden.

„In den letzten Jahren hat sich der Umgang mit Sexualisierter Gewalt von einem Nischenthema zu einem Thema mit zentraler Aufmerksamkeit entwickelt“, sagte Superintendent André Ost zur Eröffnung. Es beschäftige die Kirche auf allen Ebenen. „Unsere kirchlichen Räume sollen sichere Schutzräume werden. Alle Kirchengemeinden entwickeln Schutzkonzepte und diese Konzepte sollten aktiv gelebt werden.“ Der Sensibilisierung sollte man viel Aufmerksamkeit schenken. Wer in der Kirche Verantwortung trage, werde entsprechend geschult, so Ost. Er dankte Viola Langenberger, der Multiplikatorin Ingrid Klammann, der Kirchengemeinde Rheine-Jakobi und dem Team des Jugendzentrums für die Initiative und die Begleitung der Ausstellung. 

„Ich bin stolz darauf, dass diese Ausstellung in unserer Stadt zu Gast ist“, betonte Bürgermeister Dr. Peter Lüttmann. Dieses Thema sei wichtig, auch für die Stadt Rheine und die Stadtverwaltung. Anna Frieler, zweite Vorsitzende des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB), Ortsverband Rheine, berichtete, sie freue sich, dass sich der DKSB an der Ausstellung beteiligen könne. „Wir beraten Hilfesuchende zu den Themen körperliche, seelische und sexualisierte Gewalt. Ihr könnt Euch jederzeit an uns wenden“, sagte sie zu den anwesenden Jugendlichen. Schon am Eröffnungstag waren zwei Klassen des Emsland Gymnasiums Rheine und des Berufskollegs Rheine des Kreises Steinfurt zu Gast, um den Parcours zu erleben.

„Die Ausstellung passt gut zu uns“, freute sich Carsten Timpe, Leiter des Ev. Jakobi-Jugendzentrums in Rheine. Es sei die Kultur im Jugendzentrum, sich mit Respekt zu begegnen und eigene Grenzen zu wahren. „Die Ausstellung funktioniert nicht ohne das Anfassen, das Mitmachen und das interaktive Erleben.“ Das sei so gewollt, so der Leiter des Jugendzentrums weiter. Und seine Kollegin, Eva Schneider, ergänzte:“ Fachkräfte sollen mit diesem Parcours dazu ermutigt werden, das Tabuthema sexualisierter Gewalt in ihren Einrichtungen offen zu diskutieren.“ - „Wir möchten als Kirchengemeinde und Mitveranstalterin der Ausstellung das Thema Grenzsetzung gegen sexualisierte Gewalt für die Konfirmandinnen und Konfirmanden in den Mittelpunkt rücken“, so Pfarrerin Claudia Raneberg. Sie ist im Kirchenkreis Tecklenburg Ansprechperson für Betroffene sexualisierter Gewalt. In der Ausstellung könnten Jugendliche fünf Boxen einzeln begehen und danach miteinander ins Gespräch kommen. „Unsere Konfis werden die Ausstellung in der nächsten Woche besuchen“ berichtete sie. „Mir gefällt die Ausstellung gut“, meint Ajoke Upaus. Sie absolviert die Kinderpflegeausbildung im Berufskolleg des Kreises Steinfurt. „Wenn ich meine Kinder (13 und 16 Jahre) frage, wie es ihnen geht, sagen sie meist: “Es ist alles okay“. Ich möchte richtig damit umgehen können, wenn sie Fragen haben und meine Hilfe brauchen. Dazu bietet mir der Parcours wichtige Informationen“, sagt sie. 

Die Ausstellung ist bis zum 10. Oktober im Ev. Jugendzentrum Jakobi, Münsterstr. 54, in Rheine, zu sehen. Geöffnet ist sie montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr. Der Besuch von „Echt krass!“ ist kostenfrei und nimmt etwa 90 Minuten in Anspruch. 

Weitere Infos zur Anmeldung unter:

https://www.kirchenkreis-tecklenburg.de/

Bericht: Christine Fernkorn 

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