In den Kreisen Steinfurt, Borken und Coesfeld leistet die Diakonie WesT mit über 600 Mitarbeitenden in über 40 Einrichtungen Unterstützung und Begleitung für Menschen in unterschiedlichsten Lebenslagen. So wie die Caritas für die katholische Kirche ist die Diakonie der Wohlfahrtsverband der evangelischen Kirche. Dass Kirchen und Diakonie eng zusammengehören, zeige das Ergebnis der letzten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU): Der These, dass „die Kirchen Beratungsstellen für Menschen mit Lebensproblemen betreiben sollten“, stimmten 86% zu. Als Bleibegrund Nr. 1 wird von den Befragten angegeben „weil Kirche etwas für Arme, Kranke und Bedürftige tut“. Sozialdiakonische Motive wiegen dabei stärker als z.B. die Aussage: „Ich möchte kirchlich bestattet werden“.
Stefan Zimmermann berichtet: „Aus dem politischen Diskurs ist das Thema Pflege weitgehend verdrängt. Im Wahl-o-Mat zur Bundestagswahl hat sich von den 38 Thesen nur eine einzige mit der Pflege befasst. Im Jahr 2023 gingen über 800 Pflegeheime und ambulante Dienste in die Insolvenz“. Und das Heimsterben gehe weiter, egal ob familiengeführtes Pflegeheim, kirchliche Sozialstation oder leistungsstarkes Pflegeunternehmen.
Der unternehmerische Bereich der Diakonie West sei mit den Diakoniestationen für ambulante Pflege und Hauswirtschaft/Betreuung gut aufgestellt, ebenso in Rheine die Service-Wohnanlage „An der Gelben Villa“ und die Wohngruppe „An der Basilika“. Dagegen sei der Beratungsbereich durch einen stetigen Kampf um die notwendigen Mittel gekennzeichnet, sei es aus staatlichen Töpfen von Bund, Land und Kommunen oder Kirchensteuern. Dazu gehöre unter anderem die allgemeine Sozialberatung, die Bahnhofsmission, die Fachberatungen zu Trennung und Scheidung, zu sexualisierter Gewalt, sowie die Kindertagespflege und Familienberatung. Auch das Frauenhaus in Rheine gehöre dazu. Die besonderen Herausforderungen lägen insbesondere im Arbeitskräftemangel, der Entwicklung der Haushalte in den Kommunen, im Land und beim Bund. Auch der absehbare Rückgang der Kirchensteuer stelle eine große Herausforderung dar. Trotzdem geht der Blick nach vorn: So biete der Neubau des Frauenhauses in Rheine gerade für bedrohte Frauen mit Kindern mehr Betreuung und Schutz, informierte der geschäftsführende Vorstand der Diakonie.
Die anschließende Diskussion machte deutlich, dass auf Gemeinde-Ebene die früher übliche Position einer „Gemeindeschwester“ schmerzlich vermisst wird. Allerdings zeige sich auch, dass da, wo unter guter hauptamtlicher Anleitung das ehrenamtliche Engagement wertgeschätzt wird und die Ehrenamtlichen nicht überfordert werden, Großartiges in der Hilfe für Bedürftige entsteht.
Bericht: Dr. Karl Wilms.