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„Der Glaube hat mein Leben besser gemacht und ich bleibe dabei“ – Autor Tobias Haberl zu Gast in Westerkappeln

„Unter Heiden. Warum ich trotzdem Christ bleibe“ heißt das neue Buch des Journalisten und Autors Tobias Haberl. Seit es vor einem Jahr erschienen ist, sei er ständig unterwegs. „Es hat mein Leben durcheinandergeschüttelt, aber es macht großen Spaß, ich habe tolle Leute kennengelernt“, zieht er Bilanz.

Im Oktober ist Haberl auf Einladung der Evangelischen Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Tecklenburg und der Evangelischen Kirchengemeinde Westerkappeln im Dietrich-Bonhoeffer-Haus zu Gast. Es ist seine 75. Lesung seit der Veröffentlichung des Buches. Knapp 30 Frauen und Männer möchten wissen, wie es dem 50-Jährigen gelingt, in einer Gesellschaft, in der Gott und Glauben eine immer kleinere Rolle spielen, als gläubiger Katholik zu leben.

Haberls Fokus liegt auf der Erkenntnis, dass „alle Getauften die Kirche sind, in der Laien eine große Rolle spielen. Da will ich dabei sein“, räumt der Autor ein. Er ist im Bayern im ländlichen Raum aufgewachsen und katholisch erzogen worden. „In einem Rahmen, in dem ich mich frei und aufgehoben fühlte“, erinnert er sich an eine behütete Kindheit. Druck von den Eltern habe er nicht erlebt, diese hätten ihn „liebevoll und spielerisch in die Arme Gottes gelenkt“. Dafür sei er ihnen dankbar.

Im katholischen Umfeld aufgewachsen ist Tobias Haberl in einer Zeit, als noch knapp 90 Prozent der Deutschen einer christlichen Konfession angehörten. Inzwischen sei es nur noch die Hälfte, und zwei Drittel der Kirchenmitglieder glaubten nicht, dass Jesus Christus Gottes Sohn sei, weiß Haberl und bedauert, dass die vielen Menschen, die im Glauben unterwegs seien, kaum bemerkt oder sogar beschimpft würden. „Die Welt wäre kälter und ärmer, wenn diese Menschen und Institutionen nicht mehr da wären“, ist der Autor überzeugt.

„Ich glaube, dass der moderne Mensch darunter leidet, dass er seinen Glauben verloren hat, ohne dass er es merkt“, sagt Tobias Haberl. Diese Entfremdung, aber auch das Auseinanderfallen der Gesellschaft allgemein, das Beharren auf Meinungen und das Missverstehen anderer – all das erlebe er als Medien-Mensch und als Privatperson – sieht Haberl als Folge von digitaler Kommunikation, die immer schneller vonstattengehe. „Alle reden, hören aber nicht zu“, beschreibt einen Teil des Problems.

Kirche werde von vielen „Bremsklotz für Freiheit und Selbstverwirklichung“ gesehen, stellt Haberl fest. Für ihn hingegen war der Glaube schon immer der „Rahmen, in dem ich mich frei und aufgehoben fühlte“. Er sei umringt von Menschen, die der Kirche kritisch gegenüberstünden, macht er deutlich, versichert aber auch, dass einige von diesen zu seinen besten Freunden gehörten. Ihm ist es wichtig zu betonen, dass Kirche weit mehr sei als Missbrauchsskandal, Zölibat und Frauen in Leitungsämtern, und er bedauert, dass der Fokus der Berichterstattung auf diesen Themen liege.

Er selbst als „mittelmäßiger Christ, der vieles weiß und manches nicht“, legt Wert darauf, seinen Glauben offen zu leben. „Er hat mein Leben besser gemacht, und ich bleibe dabei“, sagt er und ermutigt sein Publikum dazu, den Glauben ins Gespräch zu bringen.

Im Dietrich-Bonhoeffer-Haus liest er Passagen aus seinem Buch, gibt aber auch im Dialog mit Pfarrerin Adelheid Zühlsdorf-Maeder Einblick in seine Gefühls- und Gedankenwelt und lässt sich sogar auf die Beantwortung im Vorfeld nicht abgesprochener, sehr persönlicher Fragen ein. Ein informatives und sehr kurzweiliges Format, das beim Publikum gut ankommt.

Der Abend mit Tobias Haberl war der Auftakt einer dreiteiligen Vortragsreihe zum Thema „Kirche im 21. Jahrhundert. Herausforderungen. Chancen. Visionen“ der Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Tecklenburg und der Westerkappelner Kirchengemeinde. Am 30. Oktober (Donnerstag) ist Superintendent André Ost im Dietrich-Bonhoeffer-Haus zu Gast. Er gibt Einblick in das Thema „Kirche im nächsten Jahrzehnt – Wie sich der Kirchenkreis Tecklenburg auf die Zukunft vorbereitet“. Beginn ist um 19 Uhr. 

Bericht: Dietlind Ellerich

 

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