Der Kirchenkreis Tecklenburg pflegt gemeinsam mit dem Kirchenkreis Wesel seit 1981 partnerschaftliche Beziehungen zum Kirchenkreis Otjiwarongo der Evangelisch-Lutherischen Kirche Namibias, die ebenfalls durch musikalischen Austausch lebendig gehalten werden. Dies unterstrich ein Auftritt der Musikgruppe „Proud Namibians“ in der evangelischen Kirche Mettingen im Juni dieses Jahres. Zudem sammelt die Grundschule in Ladbergen durch eigene Aktionen Geld zur Unterstützung eines Hostels in Otjiwarongo. Die Internate ermöglichen vielen Kindern von außerhalb den Schulbesuch.
Melanie Wehmeyer, die Vorsitzende des Partnerschaftskomitees, unterstrich die Bedeutung der Arbeit des Chores „Bridge Walkers“ für die Bevölkerung im Township Katutura der Hauptstadt. Das Wohngebiet wurde in den 1950er Jahren im Zuge der Apartheid-Politik angelegt, um die schwarze Bevölkerung kilometerweit entfernt vom Stadtzentrum anzusiedeln. „Katutura“ heißt so viel wie „Ort, an dem wir nicht leben wollen“. Den Bewohnern fehlte es an Wasser, Strom und Arbeitsmöglichkeiten. Doch Berichten zufolge hat sich die Lebenssituation verbessert und vielleicht wird eines Tages wirklich „Matutura“ daraus – der „Ort an dem wir leben wollen“.
Pfarrerin Dörthe Philipps freute sich, dass der Chor auf seiner aktuellen Deutschlandtournee in Ladbergen Station machte. „Das Ensemble bringt Rhythmus und Farbe in unsere Gemeinde“, stellte sie fest. Die „Brückenbauer“ singen zeitgenössische Gospelsongs, traditionelle Lieder und Eigenkompositionen. Die Texte basieren auf dem Alltag der Bewohner des Landes im Südwesten Afrikas und auf Geschichten aus der Vergangenheit. Sie werden in den Sprachen des Landes gesungen, in Khoe-Khoe, Otjiherero, Setswana oder Afrikaans, aber auch in Englisch, der Amtssprache. Musik ist im Leben der Menschen tief verwurzelt, da sie Freude und Glück schenkt.
In der sehr gut besuchten Kirche konnten sich die Zuhörer dem kraftvollen Klang der fremden Worte nicht entziehen. Die Energie des Gesangs und die temperamentvollen Bewegungen wurden mit langem Applaus bejubelt. Ganz wie es sich Chorleiter und Moderator Jeremias Doëseb gedacht hatte, stimmte das Publikum in den Worship Song „Jesu wa kanaka“ ein und führte in den Kirchenbänken einen schwungvollen Tanz auf. Zuvor hatten alle die typischen Klicklaute der Khoe-Khoe-Sprache geübt. So war das Konzert ein fröhliches Miteinander, bei dem die Zeit wie im Fluge verging. Pfarrer i. R. Harald Klöpper übersetzte die Ansagen ins Deutsche. Den dynamischen Gesang unterstrich Jeremias Doëseb auf der Djembe-Trommel.
Der Aufforderung „Relax and Enjoy“ des Chorleiters kamen die Besucher gern nach. Doch es war auch Gelegenheit, in die Gedankenwelt der Namibier einzutauchen, etwas über ihre Zukunftshoffnungen, Traditionen und Bräuche zu erfahren. Die Lieder erzählen von landschaftlicher Schönheit, alten Mythen und dem Kampf ums Überleben. Namibia ist ein säkularer Staat. Das Christentum ist mit etwa 80 Prozent die dominierende Religion.
Am weitesten verbreitet ist der evangelisch-lutherische Glaube, gefolgt von der römisch-katholischen und anglikanischen Kirche. Pfingstkirchen, islamische und jüdische Gemeinden sowie traditionelle afrikanische Glaubensvorstellungen spielen ebenfalls eine Rolle. All dies spiegelte sich in dem Konzert wider. „Wenn es hart auf hart kommt, kniet nieder und betet“ lautete eine Aufforderung. Nach den Klängen des Gospelstückes „When The Saints Go Marching In“ in Afrikaans und langem stehenden Beifall wurde noch vergnügt das Amarula-Lied gesungen. Bei ihren Auslandsreisen bekommen die Chormitglieder Impulse für ihre weitere Entwicklung. Sie lernen voneinander und schöpfen neue Zuversicht.
Bericht: Brigitte Striehn