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Austausch zum Projekt „Ökumenisch kooperative Gemeinden“ macht klar: Die Sehnsucht nach stärkerer Zusammenarbeit ist da

Die evangelischen Kirchengemeinden Lengerich, Ladbergen, Kattenvenne und Lienen (Region Süd) des Kirchenkreises Tecklenburg und die Kath. Pfarrei Seliger Niels Stensen sind von der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) und dem Bistum Münster zum Projekt „Ökumenisch-kooperative Gemeinden“ eingeladen. Schon vor zwei Jahren gab es dazu einen ersten Infoabend. Jetzt wurde dieser Dialog am 21. Januar im Gemeindehaus St. Margaretha in Lengerich fortgesetzt.

„Das ist ein schönes Bild“, freute sich Gemeindepfarrer Peter Kossen über die rege Teilnahme. „Ökumene ist für uns in Lengerich eine gute Tradition, heute wollen wir Erfahrungen und neue Ideen sammeln und die Ökumene weiterentwickeln“, betonte er. Gemeinsam mit Pfarrerin Verena Westermann moderierte er den Abend. „Zum Thema Entlastung fallen uns viele Dinge ein, die ökumenisch getan werden können“, ergänzte sie. Miteinander etwas gestalten und gemeinsam essen gelinge häufig gut, meinte sie. Sie denke beispielsweise an den ökumenischen Neujahrsempfang in Lienen. 

Von einem weiteren Beispiel berichtete Pfarrer Peter Kossen: „Schulanfang-Gottesdienste müssen nicht zwingend von einem evangelischen und einem katholischen Pfarrer gestaltet werden. Da sie zeitgleich stattfinden, haben wir es in Lengerich so geregelt, dass ein/eine Vertreter/in einer Konfession den Gottesdienst gestaltet und ökumenisch grüßt. Katholische Jugendliche würden auch gern an gemeinsamen Ferienlagern des CVJM und an Kinderbibeltagen in Tecklenburg teilnehmen. 

„Der ökumenische Gedanke ist hier in der Region gut verortet“, unterstrich Superintendent André Ost in seinem Impuls. Im Reformationsjahr 2017 habe es neue Ansätze zu einer verstärkten ökumenischen Zusammenarbeit gegeben. „Das Bistum Münster und die EKvW wollen die ökumenischen Beziehungen weiter ausbauen und die Zukunft gemeinsam gestalten“, berichtete er. Ökumene solle etwas Organisches und Natürliches werden, vom Ausnahme- zum Regelfall.  Die Entwicklungen seien in beiden Kirchen gleich. Die Gemeindegliederzahl, die Finanzkraft, die Anzahl der Hauptamtlichen und die Relevanz der Kirche in der Gesellschaft nehme ab. „Dies müssen wir als Kirche akzeptieren und als eine zu gestaltende Herausforderung begreifen“, betonte er. Das sei auch der Hintergrund dafür, dass der Kirchenkreis Tecklenburg mittlerweile in Regionen und das Bistum Münster in Pastoralräumen arbeite. „Bei diesen Entwicklungen denken wir die ökumenische Perspektive noch zu wenig mit“, gab er zu bedenken. Er plädierte dafür, den ökumenischen Gedanken mit in die Regionalentwicklung hineinzunehmen. In diesem Zusammenhang freute er sich auch über die Teilnahme zweier Vertreter aus der Neuapostolischen Gemeinde Lengerich. 

„Die Ökumene und die feministische Theologie haben mein Leben geprägt“, so Dr. Aurica Jax, Ökumenebeauftragte des Bistums Münster. Sie hat einen Lehrauftrag für Theologie an der Katholischen Fachhochschule NRW. In den Lehrveranstaltungen beobachte sie, dass für 99 % der Studierenden das Christentum nicht mehr prägend sei. „Was haben wir als Kirchen, dass ihnen die Kraft gibt und sie stärkt?“ fragte sie. Hildegard von Bingen und Franz von Assisi könnten als Vorbilder für christliche Haltung und die Bewahrung der Schöpfung stehen. „Auch in der katholischen Kirche wollen wir in Pastoralräumen Ressourcen neu verteilen“, so die Theologin. Jetzt gelte es, die Fragen zu stellen „Was können wir lassen? Was soll dazukommen?“ Aus ihrer Sicht sei es vorstellbar, auch das Gespräch mit den orthodoxen Kirchen aufzunehmen. Im März dieses Jahres werde die Neuapostolische Kirche in die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) aufgenommen. „Der Gedenktag für die Befreiung des Konzentrationslagers Ausschwitz am 27. Januar könnte ein Anlass für eine ökumenische Veranstaltung sein“, meinte sie. Auch ein ökumenischer Schöpfungstag sei aus ihrer Sicht denkbar.  

In Tischgesprächen wurde deutlich, dass bei allen Beteiligten der Wunsch nach einer stärker praktizierten Ökumene vor Ort da ist: „Ich kann mir gut gemeinsame Gottesdienste, Wort-Gottesdienste ohne Abendmahl vorstellen“ so eine Teilnehmerin. In der Schule spüre sie eine Sehnsucht nach Spiritualität,so Religionslehrerin Anke Blotevogel. „Wir sollten junge Leute projektbezogen einbinden“, meinte sie. „Ein spirituelles Grundbedürfnis ist bei vielen Menschen da“, pflichtete ihr Klaus Molkenbuer bei. „Wenn man etwas anbietet, was nicht alltäglich ist, ist die Kirche plötzlich voll.“ „Gemeinden sollten einladend wirken“, meinte eine katholische Sozialarbeiterin. Ein kürzlich angebotener überkonfessioneller Kochabend für junge Leute sei gut angekommen. „Langsam sollten wir in die Umsetzung gehen und konkrete Schritte tun“, so Pfarrerin Dörthe Philipps aus Ladbergen. Sie könne sich gut einen gemeinsamen Konfirmations- und Firmunterricht vorstellen. Pfarrer Peter Kossen schwebt die Idee eines ökumenischen Wochenendes für junge Leute, die keine Kinder haben, vor. Auch Einsamkeit sei ein riesiges Thema über alle Generationen hinweg. „Es wäre wichtig, wenn wir uns mit Angeboten gegenseitig ergänzen“, unterstrich er. „Wir sind sehr vom kirchengemeindlichen Verständnis geprägt“ machte André Ost deutlich. „Menschen sind aber auch ortsübergreifend über Inhalte ansprechbar. Ich kann mir gut vorstellen, unsere Angebote gemeinsam dahin auszurichten, wo wir bislang unsere blinden Flecken haben.“ „Ökumene muss sich am Leben orientieren“, so Peter Kossen abschließend. „Ich bin zuversichtlich. Es hat etwas Ermutigendes, wenn wir neue Wege gehen“. Der Austausch werde fortgesetzt. 

Bericht: Christine Fernkorn

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