Eigentlich werde die Kirche erst im August 100 Jahre alt, aber da dann Sommerferien seien und nur wenige mitfeiern könnten, seien sich alle einig gewesen, das Fest schon am ersten Junisonntag zu organisieren, stellten Pastorin Sigrid Holtgrave und Superintendent André Ost unisono fest.
Nicht nur Holtgrave, die den Festgottesdient leitete, und Ost, der im Namen des Kirchenkreises Tecklenburg zum runden Geburtstag gratulierte, sondern auch eine Reihe von Gemeindegliedern gaben sehr persönliche Einblicke in ihre Erinnerungen an die Hohner Kirche und das Gemeindeleben. Ob die Achtjährige, die zugab, am liebsten Pastor Klöpper zu mögen, der Ur-Lengericher, der mit und quasi in der Kirche aufgewachsen war, weil seine Vorfahren Presbyter gewesen waren, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen stark machen, der Familienvater, der von Taufen, Konfirmationen und Trauungen seiner Kinder sprach, oder die Zugezogenen, die herzlich willkommen geheißen worden waren, es wurde deutlich, wie sehr alle die Gemeinschaft, das Miteinander und die vielseitigen Möglichkeiten der Hohner Kirche schätzen. Da wurde vom Kindergarten-, Schul- und Jugend- genauso wie vom Tango-Gottesdienst geschwärmt, vom „Lieblingsstück Chorkreuz“ oder von der „schnuckeligen Atmosphäre“ gesprochen, der Charakter einer für alle offenen Begegnungsstätte betont sowie Dankbarkeit und Freude geäußert, dass man in ihr schon viele verrückte Ideen habe ausprobieren dürfen.
Der Frage, ob eine christliche Gemeinde eine Kirche brauche, stellte sich Pastorin Sigrid Holtgrave in ihrer Predigt. Die einen legten den Fokus auf die Gemeinschaft, die kein „extra Gebäude“ benötige, die anderen auf den Raum, der wichtig für die Konzentration und Gottesverehrung sei, gab sie zu bedenken und erinnerte an Psalm 84, in dem die Freude am Haus Gottes im Vordergrund stehe. Vor gut 100 Jahren hätten die Hohner das Bedürfnis gehabt, ein solches zu bauen, und Unterstützer und Sponsoren dafür gewonnen. Im August 1925 sei ganz Hohne in die neue Kirche geströmt. „Es wäre schön, wenn das heute auch so wäre“, sagte sie.
Sigrid Holtgrave beschrieb die Hohner Kirche als Wegmarke in Lengerich. Egal ob man über die Straße komme oder vom Bahnhof schaue, von Ferne sehe man schon zur Begrüßung oder zum Abschied die zierliche und freundliche Kirche.
Superintendent André Ost erinnerte an den Bau der Kirche mit ihren flexiblen Möglichkeiten und ihrer tollen Akustik nach den Plänen von Karl Siebold. „Ich mag sie sehr“, räumte er ein und freute sich, dass die Kirchengemeinde Lengerich entschlossen sei, sie zu erhalten. „Das ist gut so. Denn es lässt sich nach wie vor viel mit ihr anfangen. Sie wartet darauf, genutzt und gefüllt zu werden mit Lebendigkeit, so wie in den vergangenen 100 Jahren ihres Bestehens“, fuhr Ost fort, wohl wissend, dass die Institution Kirche ein Akzeptanzproblem habe und nicht nur die Zeiten des Wachstums vorbei seien, sondern auch das Zusammengehörigkeitsgefühl schwinde.
Ost nahm Bezug auf die Predigt und stellte fest: „Ob wir sie (die Kirche) brauchen, das entscheiden in Zukunft wir: Die Menschen, die hier leben. Und diejenigen, die einen Auftrag dafür haben, das auszurichten, was von allem Anfang an Sinn und Zweck dieses Gebäudes war. Nämlich die Botschaft von der Liebe Gottes auszurichten an die Menschen allen Alters und jeden Herkommens“. Als Geschenk überreichte der Superintendent einen Bilderrahmen mit dem idyllischen Motiv des Hohner Gotteshauses inklusive des Gebrauchsabnahmescheins der Gemeinde Lengerich.
Musikalisch begleitet wurde der Festgottesdienst von Organistin Ilse Saatkamp, der es scheinbar mühelos gelang, die Gemeinde zum Mitsingen zu motivieren, so dass die Feierstunde zum 100. Geburtstag nicht nur stimmungsvoll und fröhlich, sondern auch sehr klangvoll war.
Bericht: Dietlind Ellerich