Er hat viele scheinbar ausweglose und lebensgefährliche Situationen erlebt, aus denen er wie ein Wunder heil herausgekommen ist. Für David stand fest, dass es nicht sein Verdienst war, auch nicht Zufall oder Glück, sondern dem rettenden Eingreifen Gottes zu verdanken war.
Mit Gott über Mauern springen, das mag in biblischen Geschichten gehen aber im wirklichen Leben ? Von so einem Wunder ist heute wenig zu spüren. Der Geist des Jahres 2024 ist ein ganz anderer. Er ist kein Geist der Offenheit, er überwindet keine Barrieren, im Gegenteil: Er grenzt aus, er perfektioniert Abschottung. 35 Jahre nach dem Mauerfall werden Grenzen nicht ab - sondern ausgebaut. Auf dem Globus existieren Grenzschutzsperren von 26000 Kilometer Länge, fünfmal so viel wie 1989.
Statt Mauern zu überwinden, werden grausame Kriege geführt in der Ukraine, im Gaza-Streifen und auf ca. 20 anderen Kriegsschauplätzen. Die Schere, man kann auch sagen die Mauer, zwischen den Armen und den Superreichen wird immer größer. Dazu kommt die Mauer in den Köpfen: Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus blühen wieder auf. Das Netz ist voll von Hass und Hetze, was zur Gewalt auf der Straße führt. Gewalt gerade gegen die, die helfen wollen, gegen Polizistinnen und Rettungssanitäter, gegen Feuerwehrleute und Politikerinnen. Wie soll die „Welt“ es schaffen, Mauern zu überwinden, wenn wir Kirchen es nicht vormachen?
Statt Mauern zu überwinden, graben wir uns in ein Jammertal ein, betreiben wir „Nabelschau“ und klagen wir über Mitgliederschwund, geringer werdenden Gottesdienstbesuch, sinkende Bedeutungslosigkeit in der Gesellschaft. Alle Kirchen haben die gleichen Probleme und kochen trotzdem weiter ihr „eigenes Süppchen“.
In ökumenischer Gemeinschaft könnte man Probleme lösen und Ressourcen schonen z.B. durch gemeinsame Kirch- und Raumnutzung. In Ibbenbüren-Laggenbeck merken wir gerade, dass eigentlich eine Kirche für den Ortsteil reicht. Senioren- und Jugendarbeit kann gemeinsam durchgeführt werden, zumal jetzt schon beim Sommerlager der katholischen Gemeinde viele Evangelische mitarbeiten.
Unter einem Dach sich gemeinsam auf den Weg machen zu einer öko-fairen „Kirche für Andere“, die das Klima schützt und offen ist für Geflüchtete, das ist mein Traum von einer Kirche der Zukunft. Dazu müssen Mauern übersprungen werden. Gottes Geist, der Geist von Pfingsten, ist sozusagen die Feder, das Sprungbrett oder der Stab eines Stabhochspringers mit dessen Hilfe hohe Hindernisse überquert werden können. Aber Anlauf nehmen und abspringen, das müssen wir selbst tun. Das ökumenische Friedensgebet mit Muslimen am Pfingstmontag war so ein gelungener Sprung.
Übrigens - eine Mauer sollten wir nicht überspringen, die „Brandmauer“ gegen Rechtsradikale!
Text: Wort zum Sonntag von Reiner Ströver, Pfarrer i. R., Laggenbeck. Veröffentlicht in der Ibbenbürener Volkszeitung am 25. Mai 2024.