Im Nachgespräch mit der Regisseurin Julia Charakter, Detlev Zander vom Beteiligungsforum der EKD, der ehemaligen Sozialvorständin der Diakonie Deutschland Maria Loheide, sowie mehreren Betroffenen wurde deutlich, dass „die Folgen des Missbrauchs nie aufhören“ und daher auch die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt eine dauerhafte Aufgabe für Kirche und Diakonie ist und bleiben wird.
Zudem beleuchtete eine Podien - Reihe „Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt“ unterschiedliche Aspekte des Themas, es wurden Workshops zu Sprachfähigkeit und Nähe und Distanz angeboten, und auch die außerkirchliche Initiative „Vertuschung beenden“ war vor Ort zugegen und sendete einen kritischen Live-Podcast zum aktuellen Stand der Aufarbeitung. Eingebettet in das Portfolio der unterschiedlichen Veranstaltungen war ein Gottesdienst in der zentralen Marktkirche unter dem Leitwort „Gott, wo bist du? – Glaube nach Gewalterfahrungen“. Gestaltet wurde er von einem Vorbereitungsteam um den stellvertretenden Ratsvorsitzenden der EKD, Landesbischof Tobias Bilz, dem auch Nancy Janz und Christiane Lange vom Beteiligungsforum der EKD angehörten. Wesentlicher Kern des Gottesdienstes war eine eindrückliche Videodokumentation mit Stellungnahmen Betroffener.
Fassungslosigkeit, Trauer, Wut, Scham, aber auch die individuelle Verantwortlichkeit jedes und jeder Einzelnen für den notwendigen Kulturwandel in der Kirche konnten anschließend an mehreren vorbereiteten „Stationen“ thematisiert werden. Zum Schutz Betroffener durfte während des Gottesdienstes nur ein einziger beauftragter Fotograf Aufnahmen machen. Auch standen, wie auch bei allen anderen Veranstaltungen zum Thema, durchgehend geschulte Ansprechpersonen zur Verfügung.
Knapp eineinhalb Jahre nach Veröffentlichung der ForuM-Studie war das Thema sexualisierte Gewalt auf dem Kirchentag deutlich präsenter als in früheren Jahren. "Aufarbeitung bedeutet nicht, vom einem ins andere Extrem zu schwappen, sondern die Gleichzeitigkeit von positiver Erfahrung und biografischer Beschädigung durch Mitarbeiter in den eigenen Reihen anzuerkennen," so Martin Wazlawik, der Koordinator der ForuM-Studie, im Podcast-Interview von „Vertuschung beenden“. Diese wichtige Erkenntnis scheint sich allmählich durchzusetzen“.
Text: Viola Lagenberger, Präventionsfachkraft, Kirchenkreis Tecklenburg.