Er dankte insbesondere dem Komponisten und Kulturbeauftragten des Evangelischen Kirchenkreises Tecklenburg Dr. Norbert Ammermann, der die „großartige Idee“ gehabt habe, die Aufführung seiner Oper im öffentlichen Raum, in der ehemaligen Fabrikhalle, zu organisieren.
Er würde sich eine intensive Beschäftigung mit dem Thema Frieden in den Schulen und in der Gesellschaft wünschen, gab Möhrke mit Blick auf die jungen Menschen zu bedenken, die im Ersten Weltkrieg gefallen sind. „Der Gesellschaft tut es gut, solche Veranstaltungen in Lengerich erleben zu dürfen“, stellte er klar.
Auch Superintendent André Ost stellte den Frieden in den Fokus seines Grußwortes. In den aktuell unsicheren und nervösen Zeiten mit Kriegen in Osteuropa, im Nahen Osten oder in Afrika sei die Reihe „Krieg und Frieden“ der Evangelischen Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Tecklenburg, der Volkshochschule, der Stadt Lengerich, der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde sowie des Vereins Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge „am Puls der Zeit“, führte Ost aus und lud dazu ein, den „Frieden, der das wichtigste aller schützenswerten Güter ist“, zu pflegen. „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein. Erzählen wir vom Frieden“, fuhr der Superintendent fort.
Vor dem Beginn der Aufführung gab Dr. Sven Jürgensen, Leiter des E.M.R.-Friedenszentrum Osnabrück Einblick in den Roman von Erich Maria Remarque. Er erinnerte an „die großen unvergesslichen Bilder“, die diesen „zur großen Literatur“ machten. „Niemand wird die schreienden Pferde vergessen“, die auch für die Soldaten im Graben kaum auszuhalten gewesen seien, stellte er fest.
Eine historische Einordnung von „Im Westen nichts Neues“ nahm Dr. Volker Jakob, ehemaliger Leiter des Bild-, Film- und Tonarchivs im LWL-Medienzentrum für Westfalen, vor. Das Thema seines Vortrags lautete „Der Erste Weltkrieg, die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts!? – Was können wir heute daraus lernen?“.
Der Tag im Oktober 1918, als Paul Bäumer kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs fiel, sei an der ganzen Front so ruhig und still gewesen, dass der Heeresbericht sich darauf beschränkt habe, „im Westen nichts Neues“ zu vermelden. Wer Remarques Roman über die Geschichte des 19-jährigen Soldaten kennt, wird auch diesen vorletzten Satz kaum vergessen können.
Die Straßenoper mit 13 Schlüsselszenen brachten Helen Katja Rothfuss (Sopran), Kathrin Bauer und Yuan Yuan Lu (beide Alt), Yauheni Post (Bass), Rezitatorin Irmhild Köster und Jugendliche des Jahrgangs 10 der Gesamtschule Lengerich/Tecklenburg unter der Gesamtleitung des Komponisten Dr. Norbert Ammermann auf die Bühne.
Es sind ergreifende, aufwühlende Szenen, die die Schülerinnen und Schüler des Kurses „Darstellen und Gestalten“ als Schattentheater spielen. Das Siechen und Sterben auf dem Schlachtfeld und im Lazarett, die Trauer über den Verlust geliebter Menschen, aber auch über eine verlorene Zukunft, über das Leben, das der Soldat Bäumer und seine Kameraden nicht mehr leben werden, die Angst im Schützengraben, die eindringlichen Erinnerungen an die Begegnung mit Mutter und Schwester beim letzten Heimaturlaub, der Friedhof mit den vielen Kreuzen machen das Grauen des Krieges und des Mordens deutlich.
Sensibel unterlegt werden die Szenen durch Ammermanns Musik, eingespielt vom The Virtual Orchestra Memphis und solistisch begleitet von Helen Katja Rothfuss, Kathrin Bauer, Yuan Yuan Lu und Yauheni Post. Die Inszenierung in der Gempt-Halle greift das Düstere des Kriegsgeschehens auf. Die Dunkelheit auf der Bühne ist nicht nur wegen des Schattentheaters notwendig, sondern unterstreicht zudem vollkommen die Schrecken der Kämpfe, des Sterbens und der Hoffnungslosigkeit. Vor jeder Sequenz rezitiert Irmhild Köster die Romanpassagen, die dann stimmlich und hinter der Leinwand interpretiert werden.
Das Szenario in der ehemaligen Fabrikhalle lässt das Publikum nicht kalt. Gut 100 Besucherinnen und Besucher verfolgen die Straßenoper bewegt, nehmen das Gesehene mit nach Hause, diskutieren auf dem Weg zum Auto über eine „gelungene“, „berührende“ und „eindrucksvolle“ Aufführung.
Bericht: Dietlind Ellerich