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Lotse im Gesamtprozess - Martin Bußkamp berät als Klimamanager die Kirchengemeinden im Münsterland

Martin Bußkamp ist seit Anfang des Jahres Klimamanager beim Verband der drei Kirchenkreise im Münsterland. Zuvor war der Diplom-Geograph als Klima- und Umweltschutzmanager und in der Tourismusbranche tätig.

Was gehört zu Ihren Aufgaben als Klimamanager?

Leitfaden meiner Arbeit als Klimamanager im Kreiskirchenamt ist es, die vielfältigen Anforderungen des Klimaschutzplans der EKvW für unsere Organisationsebene anzupacken. Dazu gehört mittelfristig auch, für die und mit den Gemeinden Klimaschutzkonzepte zu erstellen. Das große Ziel ist es, bis 2035 die Treibhausgasemissionen, im Wesentlichen CO2, um 90 % zu reduzieren. Ausgangsjahr sind die Emissionen des vergangenen Jahres, also von 2023. Und das steht im Moment bei mir im Vordergrund: Das Erstellen der Treibhausgasbilanz von 2023 erfordert das Sammeln und Auswerten vielfältiger Daten. Da die für die Emissionen verantwortlichen Verbräuche zum überwältigenden Teil durch Gebäude bedingt sind, liegt hier der erste Fokus. Zählerstände und Verbräuche für Strom, Gas, Fernwärme, Öl, etc. gilt es, möglichst lückenlos zu erfassen, um zu wissen, was unsere Ausgangsbasis ist. In diesem Zusammenhang werden wir auch sicherlich auf der Suche nach Verbrauchsdaten noch bei der ein oder anderen Gemeinde vorstellig werden. In einem nächsten Schritt werden dann auch die Bereiche Mobilität und Beschaffung näher betrachtet.

Aber wir agieren ja nicht in einem statischen Raum, es ist schon viel in Bewegung und vielerlei CO2-senkende Ideen und Maßnahmen sind schon da – z.B. PV-Analgen – oder werden gerade entwickelt. Da gilt es, den Akteuren in den Gemeinden beratend zur Seite zu stehen und die wechselnde und mitunter undurchsichtige Förderlandschaft im Auge zu behalten. Auch die Klimafonds der Kirchenkreise gibt es bereits seit einiger Zeit. In diesem Jahr sollen dazu neue Vergaberichtlinien beschlossen werden und dieses Förderprogramm wird sicherlich nicht ganz an meinem Schreibtisch vorübergehen.

Mit welchen Anliegen können sich Kirchengemeinden an Sie wenden?

Zunächst mal mit allem, von dem die Gemeinden meinen, es könnte was mit dem Thema „Klimaschutz“ zu tun haben. Nicht, dass ich zu allem was zu sagen hätte oder helfen könnte. Im Gegenteil, wahrscheinlich werde ich noch häufig erläutern müssen, wo ich überall nicht unmittelbar helfen kann: Ich bin kein Gebäudetechniker und nicht der Energieeffizienzexperte, der für ihr Gebäude einen individuellen Sanierungsfahrplan erstellt. Aber ich weiß, wo es solche Leute gibt und wie man an Fördermittel kommt, um sie zu bezahlen. Kurz: Für die Gemeinden sehe ich mich als Lotse im Gesamtprozess. Und am Ende des Tages auch als Dienstleister, der (laut Plan bis Ende 2026) alle Überlegungen in Klimaschutzkonzepte münden lässt, die natürlich nur gemeinsam erarbeitet werden können.

Klimaneutralität bis 2040 – das ist das erklärte Ziel der Westfälischen Landeskirche. Was muss alles passieren, um dieses Ziel zu erreichen?

Stark verkürzt: erstens den Ist-Zustand ermitteln, sodann den (Gebäude-)Bestand an den Bedarf anpassen, anschließend die Energieeffizienz des verbleibenden Bedarfs steigern und schlussendlich konsequent auf erneuerbare Energien umsteigen!

Die Aufgabe von Gebäuden bzw. deren energetische Ertüchtigung ist ein großer Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität. Gibt es auch kleinere Maßnahmen, die Kirchengemeinden umsetzen können, um einen Schritt in Richtung Klimaneutralität zu machen?

Na klar, und dabei handelt es sich um die vielen kleinen Maßnahme, die man auch von daheim kennt: Licht aus, wenn niemand im Raum ist, Umstellen auf LEDs, Standby-Geräte abschalten, Dichtungen reparieren, Raumtemperatur absenken, Fahrrad statt Auto, den Kühlschrank mit geringeren Verbrauchswerten kaufen und, und, und. Allerdings ist eine Kirchengemeinde komplexer als mein Haushalt daheim und es stellt sich die Frage „Wer kümmert sich?“ ganz anders.

Dafür gibt es den sehr hilfreichen Energiespar-Ratgeber, der nicht nur eine Fülle von Maßnahmen sortiert auflistet, sondern auch Arbeitshilfen für die Organisation bereithält (www.kircheundklima.de/downloads/).

Auch den Klimaschutzplan gibt es als übersichtlich und verständliche gestaltete Broschüre, die ich sehr zur Lektüre empfehlen kann (www.kircheundklima.de/klimaschutzplan/).

Interview: Maleen Knorr

 

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Erstellungsdatum: 04.06.2024