Für sie ist klar: „Sexualisierte Gewalt stellt die Glaubwürdigkeit der Kirche und ihrer Vertreter*innen in Frage. Es gilt Vertrauen aufzubauen und dies geschieht nicht durch Verschiebung von Verantwortung, verdrängen des Themas, Sprachlosigkeit und Ohnmachtsgebaren. Hier geht es um Haltung.“
Janz sprach in beeindruckend klaren und deutlichen Worten über ihre ganz persönlichen Missbrauchserfahrungen, die sie als Jugendliche sowohl in der eigenen Familie als auch in der Gemeinde erlebt hat: „Ich war gebrochen und er war da, der Jugendpastor. Ich brauchte ihn als Seelsorger, Vertrauten mit klarer Haltung und Rolle. Doch er verdrehte die Wirklichkeiten, denn er nutzte meine Schwachheit, meine Bedürftigkeit aus, um seine zu befriedigen.“ Das Schlimmste, so Janz, sei jedoch nicht der Missbrauch gewesen, sondern vielmehr das Gefühl der Einsamkeit und fehlenden Solidarität: „Er hat mir meine Zuversicht genommen, mit meinen Zweifeln und meinem brüchigen Glauben einen Platz in der Gemeinschaft, einen Platz im Glauben zu finden. Und dann gab es so viele Menschen wie Sie alle hier. Menschen, die keine Haltung eingenommen haben. Menschen, die sich nicht an meine Seite gestellt haben. Menschen, wie Sie alle, die mich im Stich gelassen haben, die mich weggeschickt oder ihre Türen verschlossen haben.“
Nancy Janz sprach auch über ihre eigenen falschen Schuldgefühle, ihre Scham und Verzweiflung. Aber auch über ihre Wut: „Ich bin wütend. Wütend auf die, die sich nicht solidarisieren mit uns Betroffenen. Ich bin wütend über die Schwäche all derer, die Gemeinschaft leben und keine Haltung einnehmen beim Thema Sexualisierte Gewalt. Ich bin wütend, dass ich hier stehen und Ihnen sagen muss, dass diese Kirche Sie braucht, damit wir überhaupt zu einem Kulturwandel kommen.“
Als wesentliche Bausteine des notwendigen und auch in der Anfang des Jahres veröffentlichten ForuM-Studie geforderten innerkirchlichen Kulturwandels nannte Janz den Abbau von Machtmissbrauch – Transparenz und Verantwortung – Betroffenenorientierung – sowie Prävention und Bewusstsein.
Kulturwandel strebe eine Veränderung an, die Sicherheit, Respekt und Gerechtigkeit über institutionelle Interessen stelle. Und die dafür notwendige Verantwortung könne nicht nur auf Leitungspersonen und im Thema geschulte Fachleute delegiert werden. Jede und jeder trage ein Stück Verantwortung. Ganz persönlich. Schließlich sei Kirche nicht irgendein Unternehmen, sondern eine christliche Gemeinschaft – verbunden durch den Glauben.
Ihr Appell: „Fangen Sie an, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, wenn Sie es noch nicht getan haben. Fangen Sie an, Strukturen umzusetzen und Verantwortung zu übernehmen. Sprechen Sie. Schauen Sie nicht weg. Handeln Sie. Hören Sie nicht auf. Dann beginnt der Kulturwandel, jetzt!“
Die Landessynode wird sich weiter mit dem Thema beschäftigen.
Text: Stabsstelle Kommunikation der EKvW