Darüber wurde schon in der Vergangenheit kontrovers debattiert. Die pazifistische Grundhaltung bekräftigten Christen auf einer unabhängigen "Friedenssynode" parallel zum 39. Evangelischen Kirchentag in Hannover. Sie legten "mutig, stark, beherzt" ein deutliches Bekenntnis zur Gewaltfreiheit ab: Der "Christliche Friedensruf Hannover 2025" wurde am 1. Mai verabschiedet. Schirmherrin war die ehemalige Ratsvorsitzende Dr. Margot Käßmann, zu den Mitwirkenden gehörten der EKD-Friedensbeauftragte Landesbischof Friedrich Kramer, der frühere badische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh und Dekanin Susanne Büttner.
Organisatoren waren insgesamt 25 Initiativen und Gruppen aus verschiedenen christlichen Kirchen, ein starkes Bündnis der ökumenischen Friedensarbeit. Der Friedensruf für gewaltlosen Widerstand, eine gerechte Wirtschaft als Voraussetzung für den Frieden, gegen Aufrüstung und Rüstungsexporte, umfasst sieben prägnante Punkte, die mit einem Bibelzitat beginnen, eine christliche Position begründen und der geforderten Kriegstüchtigkeit die Alternative der Friedensfähigkeit entgegensetzen.
Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF), Cornelius-Bundschuh, geht realistisch davon aus, dass die radikal pazifistische Position im "Friedensruf" auch kritische Gegenstimmen hervorrufen wird: "Manche werden uns vorwerfen, dass wir naiv und in den 80er Jahren stehen geblieben sind." Es ginge aber darum, eine inhaltliche Auseinandersetzung anzuregen, Militarisierung und Aufrüstung kritisch zu hinterfragen, Sicherheitsstrategien zu entwickeln, zivile Konfliktbearbeitung einzuüben und überzeugend für einen christlichen Pazifismus zu werben, dass sich "möglichst viele Füße in Kirche und Öffentlichkeit in Richtung Frieden bewegen". Konsequent werden deshalb die Stationierung von Mittelstreckenraketen in Europa und ein europäisches Atomwaffenprogramm abgelehnt. Die angesichts dieser Position aufbrechenden Ambivalenzen im Blick auf Friedens- und Sicherheitspolitik sind offen zu diskutieren, auszuhalten und zeichnen die innerkirchliche Friedensfähigkeit aus.
Der Apell dieser Basisversammlung mit etwa 300 Teilnehmenden erwartet mehr Engagement in Politik, Gesellschaft und Kirche, da die gegenwärtigen Konflikte nicht mit militärischer Gewalt gelöst werden können und keinen Weg zu einem gerechten Frieden ebnen. Der "Friedensruf" will einen Impuls in die Gemeinden geben, gelesen, verbreitet und diskutiert werden. "Wir wollen nicht unter uns bleiben", sagte Margot Käßmann, die nach wie vor eine Welt ohne Waffen für möglich hält. Der Friedensruf dieser außerordentlichen Synode versteht sich als christliche Orientierung in unsicheren Zeiten.“
Pfarrer i.R. Detlef Salomo, Friedensbeauftragter des Kirchenkreises Tecklenburg