Der Superintendent des Kirchenkreises Tecklenburg warf einen Blick zurück auf das Jahr, in dem Deutschland Fußball-Weltmeister wurde und politische Ereignisse die Welt erschütterten. Damals war Kirche modern, neue Gebäude entstanden und wurden intensiv genutzt.
Der gut besuchte Gottesdienst in der evangelischen Kirche in Lotte begann mit einer feierlichen musikalischen Einstimmung. Der Posaunenchor unter Leitung von Iris Pfordt hatte dafür den Titel „Ich steh dazu!“ von Traugott Fünfgeld gewählt. „Die Einweihung der Arche vor fünfzig Jahren war ein besonderes Ereignis für die Gemeinde und den gesamten Ort“, sagte Pfarrer Iven Benck bei der Begrüßung. Vikarin Mirjam Bernhardt betete als Eingangsspruch den Psalm 84, der die Freude am Haus Gottes thematisiert. Auch die Arche sei bis heute ein Zuhause für viele Menschen, über Generationen hinweg.
Lektorin Margret Roloff trug die Kapitel sechs bis acht aus dem ersten Buch Mose über die Arche Noah vor. Der Gemeindegesang und die musikalischen Beiträge erinnerten an Traditionen, die schon vor 50 Jahren galten, griffen jedoch auch modernes Liedgut auf. Superintendent André Ost erinnerte in seiner Festpredigt an die Zeit des Wachstums, als 88,7 Prozent der Bundesbürger Mitglied in einer der beiden großen Kirchen waren und die Kirchensteuern sprudelten. Doch erste Krisensymptome, wie der bereits besorgniserregende Anstieg der Kirchenaustritte, begannen sich abzuzeichnen, so André Ost.
Das neue Gemeindehaus in Lotte erhielt den schönen Namen Arche. Der Name bringt viel Positives zum Klingen. Noah, „ein frommer Mann und ohne Tadel“, erhielt von Gott den Auftrag, mit dem Bau eines Schiffes das Überleben von Mensch und Getier auf der Erde zu sichern. „Eine Arche ist ein Schutz- und Fluchtraum. Ein Überlebensort. Ein Raum, der Platz hat für Vielfalt“ erklärte André Ost. In Lotte sei das Gemeindehaus ein offener Begegnungsort mit vielfältiger Nutzung geblieben. Im Grundstein stehe als wunderbares Leitbild das Wort aus dem Buch des Propheten Haggai: „Mein Geist soll unter euch bleiben. Fürchtet euch nicht!“. Aber die Kirche müsse sich in den nächsten Jahren auf tiefgreifende Veränderungen einstellen, betonte Ost. Es komme darauf an, in größeren Zusammenhängen zu denken und nachbarschaftlicher zu werden.
Die Fürbitten von Iven Benck galten allen, die am Bau und der Unterhaltung der Arche als Ort von Geborgenheit mitgewirkt haben. Sie solle einladend bleiben und in den Ort und die Welt hinausstrahlen. Zum Empfang begrüßte der Pfarrer zahlreiche Ehrengäste aus Lotte, von Vereinen, Institutionen, Unternehmen und Nachbargemeinden. Bürgermeister Philipp Middelberg stellte fest, dass die Arche als lebendiger Bestandteil des Ortes wertvolle Dienste für mehrere Generationen leiste. Wolfgang Israel, Vorsitzender des Stiftungsrates der Bürgerstiftung verwies auf die engen Beziehungen und viele gemeinsame Veranstaltungen.
Pfarrer Detlev Salomo, Bencks Vorgänger im Amt, freute sich über die unverwechselbare „Wohlfühlarche“ mit einer geschmackvollen Inneneinrichtung und über die vielen Ehrenamtlichen, die sie tragen. Für die katholische Gemeinde St. Hedwig überbrachte Stefan Wessels vom Seelsorgeteam die Glückwünsche zum Jubiläum. „Wir wollen alle Gesellschaft mitgestalten“, so der Pastoralreferent. Eine unterhaltsame Zeitreise mit vielen Bildern erlebten die Gäste mit Mirjam Bernhard und Presbyter Martin Steinmann. Benjamin Pfordt, Kirchenmusiker aus Münster, spielte dazu auf dem Klavier passende Musikstücke – von ABBA bis Andreas Bourani. Den Abschluss bildeten Improvisationen über das symbolkräftige Lied „Ein feste Burg ist unser Gott“. Draußen stiegen bunte Luftballons in den Himmel und im Saal lud die Band „Bassbox“ mit a-cappella-Gesang aus Rock und Pop zum Mitmachen ein. Für das leibliche Wohl sorgten bei der gelungenen Veranstaltung ein Salat-Buffet sowie zur Vesperzeit Kaffee und Kuchen.
Bericht: Brigitte Striehn