Im Rahmen einer Andacht verabschiedete Ost den langjährigen Vorsitzenden des Stiftungsvorstands, Hans Werner Schneider, der sich während seiner Amtszeit als Superintendent maßgeblich für die Gründung der Stiftung stark gemacht hatte und 16 Jahre lang dem Vorstand vorsaß. Da ihm die Stiftung und deren große Aufgabe, die zum Teil jahrhundertealten Gotteshäuser zu unterhalten und zu pflegen, so sehr am Herzen liegen, tritt Schneider lediglich vom Amt zurück, bleibt der Stiftung aber verbunden.
André Ost freute sich darauf, seinen Vorgänger im Amt des Superintendenten auch in Zukunft am Tag des offenen Denkmals in einer der Kirchen im Kirchenkreis predigen zu hören, und Schneider selber wünschte sich mit einem verschmitzten Lächeln, dass hoffentlich auch in Zukunft noch viele stiften gingen. Seit 2012 ist die Stiftung, die seinerzeit unter dem Dach des Kirchenkreises gegründet wurde, eine selbstständige Stiftung. Die Änderung sei erfolgt, damit Zustiftungen für einzelne Kirchgebäude möglich seien, erläuterte Ost, der die Bedeutung von Spenden und Zustiftungen gerade in Zeiten knapper werdender finanzieller Mittel hervorhob. „Kirchen zu erhalten, sehen wir als wichtige Aufgabe. Ob wir tatsächlich alle erhalten können, werden wir sehen“, fuhr er fort.
Guter Brauch des alljährlichen Stiftungsabends ist es, einen Referenten einzuladen. Mit Dr. Ulrich Althöfer, Kunsthistoriker im Geschäftsbereich Bau – Kunst – Denkmalpflege des Landeskirchenamtes (Evangelische Kirche von Westfalen, Bielefeld) hatte die Stiftung einen ausgewiesenen Experten zu Gast. Unter dem Titel „Gebaute Geschichte – Geschichten im Baudenkmal. Oder: wie Karl Siebold die Romanik nach Laggenbeck brachte“ sprach Althöfer über den Architekten und Kirchenbaumeister Karl Siebold und die kleine Kirche aus Ibbenbürener Sandstein in der Permer Straße, die im Jahr 1907 „nach erstaunlich zügiger Bauzeit“ fertiggestellt worden und seitdem „weitgehend unverändert“ geblieben sei.
Das knappe Raumangebot der Kirche überrasche, machte der Referent deutlich und wies darauf hin, dass es nicht mal eine Sakristei gebe, was ganz selten sei. Allerdings hätten die Erbauer die Möglichkeit angelegt, das Gotteshaus im Süden um ein Seitenschiff zu erweitern. „Die Entlastungsbögen wären schon fertig gemauert“, wandte er sich schmunzelnd an die Gemeinde. „Die spielerische Art der rheinischen Romanik war damals angesagt“, betonte Althöfer, als er an das Quirinus-Münster in Neuss und den Dom in Andernach erinnerte, von denen sich Siebold, der einer der meistbeschäftigten Architekten seiner Zeit gewesen sei, habe inspirieren lassen. Ob die halbrunde Apsis mit Kleeblattfenster, die Reliefs oder die Fensterbögen, „das ganze Repertoire des romanischen Stils setzt Akzente“, führte er weiter aus. Es handele sich um einen bescheidenen Bau mit besonderen Elementen, die die Kirche in ihrer einfachen Art adelten. Eine Kirche übrigens, die laut Althöfer „den Anschein erweckt, als habe sie hier schon immer gestanden“.
Für die Ausstattung zeichnete Joseph Campani verantwortlich. Althöfer beschrieb ihn als „eine ausgesprochen schillernde Persönlichkeit“, einen Benediktinermönch, der zunächst zum evangelischen Glauben konvertierte, um später, kurz vor seinem Tod, ins Mutterkloster zurückzugehen.
Auf der Vorderseite des Sandsteinaltars sieht man auf drei Feldern von links nach rechts die mit Flechtbändern als Symbol für die Ewigkeit verzierten Zeichen Alpha, Kreuz und Omega. Auch Kanzel und Taufstein sowie Bänke und Orgelprospekt sind entsprechend ausgeführt.
Bemerkenswert seien auch die silbernen Abendmahlsgeräte Kelch, Teller und Kanne, die seinerzeit von der Firma Künne in Altena, damals laut Althöfer „erste Adresse bis nach Amerika“, in „ausgesprochen guter Qualität“ hergestellt worden seien. Der Referent beschreibt Bau und Ausstattung der Johanneskirche als „kleinen Schatz, als Gesamtkunstwerk“, das in vielerlei Hinsicht Rückschlüsse auf die Geschichte des Ortes zulasse.
Im Anschluss an die Ausführungen von Dr. Ulrich Althöfer waren die Gemeinde sowie Vorstand und Kuratorium der Stiftung einmal mehr überzeugt von der großen Aufgabe der Erhaltung der denkmalwerten Kirchen. „Die Stiftung hat es schwer, erfüllt aber einen wichtigen Zweck“, hatte André Ost in seiner Begrüßung festgestellt.
Der Abend endete mit einem Imbiss und einem Austausch im Elsa-Brändström-Haus.
Bericht: Dietlind Ellerich