Über die Chancen und Herausforderungen von KI in diesen Bereichen referierten Prof. Dr. Gesa Linnemann von der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen und Prof. Dr. Julian Löhe von der Fachhochschule Münster vor den gut 100 Gästen des Abends.
Spätestens seit ChatGPT im November 2022 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, ist das Thema Künstliche Intelligenz in aller Munde. Zu Beginn des Vortrags gab Prof. Dr. Linnemann eine kurze Einführung in das Thema: KI wird als Oberbegriff für Verfahren verstanden, die aus Daten neue Informationen generieren, wie zum Beispiel Bilder oder Texte. Dabei sei die Leistungsfähigkeit von KI immer abhängig von der Qualität und Quantität der Daten, mit denen sie trainiert werde, so Linnemann.
Im Verlauf des Vortrags wurde es dann konkreter. So beleuchteten die beiden Experten praktische Anwendungsmöglichkeiten von KI-Technologien in der Pflege und Sozialen Arbeit: Ein zentrales Beispiel in der Sozialen Arbeit könnte zukünftig der Einsatz von Chatbots sein, die in der psychologischen Beratung dabei helfen können, erste Kontakte zu Ratsuchenden herzustellen und Unterstützung zu bieten. „Diese Systeme bieten durch ihre ständige Verfügbarkeit und Niedrigschwelligkeit eine attraktive Ergänzung, gerade in Zeiten des Fachkräftemangels“, erläuterte Löhe. Linnemann ergänzte, dass KI zudem auch bereits in der Verwaltung von Pflegedaten, der Automatisierung von Dokumentationsprozessen sowie in der Diagnoseunterstützung im Bereich der Pflege eingesetzt wird. Dabei betonten beide, dass diese Technologien eine sinnvolle Ergänzung im Arbeitsalltag sein können, den menschlichen Kontakt jedoch nie ersetzen dürfen: „KI kann kein Ersatz für Empathie und das zwischenmenschliche Miteinander sein, aber sie kann beispielsweise den Pflegekräften Zeit und Ressourcen verschaffen, um sich intensiver um das Wesentliche zu kümmern“, betonte Prof. Dr. Linnemann.
Einig waren sich die Experten auch darin, dass trotz fortschrittlicher Technologien weiterhin der „Human in the Loop“ notwendig bleibe. Dies bedeutet, dass Fachkräfte mit ihrer Expertise und ihrer Erfahrung unerlässlich sind, um sicherzustellen, dass die Ergebnisse der KI im Einklang mit den ethischen Prinzipien und Werten der Sozialen Arbeit und Pflege stehen. Die Fachkräfte müssen die Arbeit der KI kritisch hinterfragen und ihre eigene Expertise einbringen, um Fehleinschätzungen der KI zu erkennen und zu korrigieren. „Es geht nicht darum, menschliche Arbeit zu ersetzen, sondern sinnvoll zu ergänzen. In Zukunft wird es entscheidend sein, eine Balance zwischen den technologischen Möglichkeiten und den ethischen Anforderungen der sozialen Arbeit und Pflege zu finden“, fasste Löhe die Diskussion abschließend zusammen.
Am jährlich stattfindenden Abend der Diakonie beschäftigen sich Mitarbeitende und Vertretende der Diakonie WesT mit verschiedenen Themen, die in den Bereichen der Sozialen Arbeit und Pflege aktuell diskutiert werden. Durch die Auseinandersetzung mit KI-Thematiken können bereits heute Weichen für die Zukunft gestellt werden, um branchenspezifischen Herausforderungen wie Fachkräftemangel und steigender Bürokratie bestmöglich und frühzeitig begegnen zu können.
Bericht: Pia Nimz.