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"Magenta Brass" begeistert die Zuhörer in der Christuskirche

Wer Magenta hört, denkt erst einmal an seinen Drucker, an ein Telekommunikations-Unternehmen oder seit einigen Jahren auch an eine deutsche Partei. Das Blechbläserquintett, das Mitte Mai in der Ibbenbürener Christuskirche musizierte, hat die purpurne Farbe schon in seinem Namen „Magenta Brass“ hörbar gemacht. Das Programm, das die fünf Studenten der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover unter dem Titel „A Brass Menagerie“ präsentierten, ließ in mehrfacher Hinsicht aufhorchen.

„Das einzige Stück, das ich echt kenne, ist das von Rameau“, machte Kirchenmusikdirektor Christian Schauerte in seiner Begrüßung der jungen Männer und des Publikums deutlich, dass das Programm selbst für ihn etwas „ganz Neues“ sei. „Das ist großartig“, lud er die Besucher ein, sich auf den Wechsel von barocker Klangpracht und von Literatur aus dem 20. und 21. Jahrhundert einzulassen.

Die Studenten Torben Pannen (Trompete), Simon Weymann (Trompete), Matthias Meßmer (Horn), Jonas Kruse (Posaune) und Steffen Schulte (Tuba) machten es den Zuhörern im Kirchenraum einfach, den bunten Mix zu genießen. Sie brillierten nicht nur an ihren Instrumenten, sondern führten auch charmant und locker durch das eineinhalbstündige Konzert.

 „Menagerie“ steht in seiner ursprünglichen Bedeutung für eine historische Tierschau, und so verwundert es nicht, dass sich auch die Folge der Stücke um Tiere in ihrer gesamten Artenvielfalt drehte.

Wie ein roter Faden zog sich die Ballettoper „Les Indes Galantes“ aus dem Jahre 1735 von Jean-Philippe Rameau durch den Abend. Der Trompeter Torben Pannen hat das barocke Orchesterwerk für ein modernes Blechbläserquintett mit zwei Trompeten, Horn, Posaune und Tuba arrangiert, das mit Ouvertüre, Entrée und Ausschnitten aus den Aufzügen in exotische Gefilde und amouröse Abenteuer entführte.

Im Wechsel mit den Werken moderner Komponisten entstand ein facettenreiches Klangbild, das das Publikum gleichermaßen fasziniert und gespannt verfolgte. Ein furioser Auftakt gelang dem Quintett mit der Mini-Ouvertüre von Witold Lutoslawski, laut Matthias Meßmer einem eher unbekannten Standardwerk der Blechbläser-Kammermusik.

Station im historischen Tiergarten machten die Musiker mit dem Stück „A Brass Menagerie“, mit dem sie auch ihr Programm betitelt hatten. Ob stampfende Elefanten oder brüllende Löwen, das Werk in fünf Sätzen aus der Feder von John E. Cheetham bereitete den Bläsern wie die Zuhörern Freude.

„A Flying Circus“ hatte der Komponist David J. Coslon seinem ersten Schlagzeuglehrer gewidmet. Es entführte in eine phantastische Welt, die die Vorstellung akrobatischer Kunststücke unter dem Dach einer Manege einfach machte.

„Klassische Zirkusmusik“ erklang in dem „Brass Quintet No. 1: Circus“ von Clint Needham. Vom Einzug über die „einen tolpatschigen Walzer tanzenden Clowns“, einen Zirkusdirektor, der Löwen durch einen brennenden Reifen springen lässt und einen gelenkigen Schlangenmenschen bis zum großen Finale mit allen Akteuren war dem Komponisten eine kompakte Zirkusvorstellung gelungen, die die jungen Männer inklusive des Spagats zwischen „offensichtlich Programmatischem und progammatisch Verzerrtem“ eindrucksvoll interpretierten.

Dass das Publikum die sympathischen jungen Musiker nach so viel Begeisterung und „mehreren Vorhängen“ erst mit zwei Zugaben in den „Feierabend“ gehen ließ, versteht sich von selbst.

Text: Dietlind Ellerich

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