Diesen Wunsch teilten das Künstler-Duo und natürlich auch das Publikum, das den Abend der leisen und zugleich kraftvollen Töne sichtlich genossen hatte.
Zum Auftakt ihrer aktuellen Tour präsentierten Esther Lorenz und Peter Kuhz Mitte September auf Einladung der Evangelischen Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Tecklenburg und der Evangelischen Kirchengemeinde Westerkappeln in der Stadtkirche „eine musikalische Reise durch das Judentum“. Unter dem Titel „Donna Donna“ zeigten sich die Sängerin und der Gitarrist, die seit vielen Jahren als Ensemble unterwegs sind, bestens aufeinander eingestimmt.
Auf das berühmte jiddische Lied, das dem Programm seinen Namen gab, aus der Feder des Komponisten Sholom Secunda stammt und sich metaphorisch mit dem Warschauer Ghetto beschäftigt, warteten die rund 50 Frauen und Männer in den Kirchenbänken bis kurz vor Ende des Konzerts. Sie waren dann ihrerseits so gut eingestimmt auf hebräische, sephardische und jiddische Melodien und Inhalte, dass sie sich gerne dazu einladen ließen, den Refrain des Lieds, das ursprünglich im Jahr 1940 für ein New Yorker Musical geschrieben worden war und als Arrangements von Joan Baez und Donovan bekannt geworden ist, mitzusingen oder mitzusummen.
Den zum Verständnis notwendigen Hintergrund dieses Liedes und der anderen Songs lieferte die Sängerin Esther Lorenz, die mit ihren Erläuterungen zu Bräuchen und ihren Rezitationen von Gedichten und Texten über die musikalische Reise hinaus einen Streifzug durch die jüdische Geschichte vom Mittelalter bis in die heutige Zeit unternahm.
"Wie schön bist du meine Liebe, wie schön", las Lorenz aus dem „Hohelied“ der Bibel, „dem Lied der Lieder, dem schönsten aller Lieder“, und kündigte mit diesen Worten "Hinach Yaffa", Georges Moustakis Vertonung des „Hoheliedes“ an, in der wie in vielen Liedtexten und -dialogen die Liebe schwärmerisch besungen werde. Dass die Frauen darin häufiger zu Wort kämen als die Männer, verwunderte Esther Lorenz nicht mit Blick auf die wohl größere Bereitschaft des weiblichen Geschlechts, über Gefühle zu kommunizieren.
Neben der israelischen und spanisch-jüdischen Musik war die Kultur des Ostjudentums Teil des breitgefächerten Konzertprogramms. „Vek nisht“ lautet der Titel des Poeten Abraham Reisen, der laut Lorenz „oft als der Heinrich Heine der jiddischen Sprache“ bezeichnet wird. Das Lied, das die Geduld und Weisheit eines Liebenden, mit zunächst unerwiderter Liebe umzugehen, beschreibt, sangen Esther Lorenz und Peter Kuhz gemeinsam in der Vertonung von Chava Alberstein.
Weniger bekannt ist die Musik der sephardischen Juden, die sich nach ihrer Vertreibung aus dem mittelalterlichen Spanien durch die katholischen Könige Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragon in ganz Südeuropa, Israel und New York ansiedelten. „Adio Querida“ erzählt vom Abschied von der Geliebten, der zum Inbegriff der sephardischen Musik geworden sei, so die Sängerin. Noch heute erinnere der Flamenco an die maurischen Klänge dieser Kultur.
Mit ihrer eindringlichen Rezitation und Stimme – letztere hatte Pastorin Adelheid Zühlsdorf-Maeder in ihrer Begrüßung als „bezaubernd“ bezeichnet – berührte Esther Lorenz die Menschen in den Kirchenbänken. Auch wenn nur wenige die hebräische Sprache beherrschten, hingen sie der Sängerin und Peter Kuhz, der neben der Begleitung an der Gitarre auch zwei solistische Auftritte hatte, während des Abends an den Lippen. Dank der ausführlichen Informationen, mit denen Lorenz durch das Programm führte, verstanden sie die Zusammenhänge, ohne die Sprache zu verstehen. Keine Frage, dass das Publikum die beiden Künstler nicht ohne eine Zugabe gehen ließen.
Text: Dietlind Ellerich