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Leben und Werk von Karl Barth wird für Zuhörer lebendig

Karl Barth, die wohl prägendste Theologengestalt des 20. Jahrhunderts, stand im Mittelpunkt eines Vortrags, den Prof. Dr. Eberhard Busch am 29. Oktober in der Friedenskirche Wersen-Büren hielt. Busch war Assistent von Karl Barth. Anlässlich des Karl-Barth-Jahrs 2019 bietet der Ev. Kirchenkreis Tecklenburg eine Veranstaltungsreihe zu dem profilierten Theologen in Wersen-Büren und Lengerich-Hohne an. In beiden Gemeinden wird die Ausstellung des Reformierten Bundes: „Schweizer! Ausländer! Hetzer! Friedestörer“ gezeigt (29. Oktober – 8. November: Friedenskirche Wersen-Büren, Kirchweg 22 in 49504 Lotte / 10. – 17. November: Ev. Kirche Hohne, Lienener Str. 109 in 49525 Lengerich). Sie stellt seine Theologie und sein Leben und Wirken auf 16 Schautafeln dar. Karl Barth wurde 1886 geboren und starb 1968 in seiner Geburtsstadt Basel.

„Wir haben die Veranstaltungsreihe zu Karl Barth gut um den Reformationstag verortet“, so Superintendent André Ost (Ev. Kirchenkreis Tecklenburg) zur Eröffnung. Karl Barths Theologie hatte stets eine starke Wirkkraft in Gesellschaft und Kirche. „In unruhiger werdenden Zeiten kann es sich für unsere Kirche lohnen, sich mit seinem theologischen Werk erneut zu befassen“, betonte er. Synodalassessor und Gemeindepfarrer Jörg Oberbeckmann ergänzte: „Wir freuen uns, dass Prof. Busch uns als großartiger Zeitzeuge die Art und Weise des Lebens von Karl Barth darstellt“.

Prof. Busch ist ein deutsch-schweizer evangelischer Theologe. Nach dem Pfarrdienst im aargauischen Uerkheim war er Professor für Systematische Theologie an der reformierten Fakultät der Universität Göttingen.

"Karl Barth war ein Mann leidenschaftlicher Sachlichkeit, der auf Entscheidungen drängte"

„Früh zeigten sich im Charakter von Karl Barth zwei Seiten, die lebenslang in ihm stritten“, berichtete Prof. Busch. „Die Lust am Streit und eine kindlich-vergnügte Heiterkeit. Er war ein Mann leidenschaftlicher Sachlichkeit, der auf Entscheidungen drängte“, so Busch weiter. Gezaudert habe er nie. „Er liebte es, heiße Eisen anzupacken und fühlte sich im Sturme wohl“. Daneben gab es auch die sanfte Seite. Diese verlangte nach Frieden und liebte das Schöne“.

1904 nahm er sein Theologiestudium in Basel auf. Barth wird zunächst überzeugter Verfechter der liberalen Theologie. „Ihm leuchten Immanuel Kant und Friedrich Schleiermacher als Leitsterne“, berichtet Prof. Busch.

"Kirche darf sich nicht scheuen, gegen den Strom zu schwimmen"

Nach seiner Zeit als Hilfsprediger in der Deutschschweizer Gemeinde in Genf trat Karl Barth 1911 das Pfarramt in der Arbeitergemeinde Safenwil im Aargau an. In seinen Predigten war ihm der Gedanke wichtig, dass Kirche der Ort sein muss „wo die Wahrheit geredet wird“. „Sie darf sich daher nicht scheuen, gegen den Strom zu schwimmen“, so Karl Barth. Bald verbündete er sich mit den schwer benachteiligten Arbeitern seiner Gemeinde, gründete drei Gewerkschaften und wurde selbst Sozialist.

Seine Welt geriet ins Schwanken, als er beobachtete, dass seine liberalen Lehrer sowie die deutschen Sozialisten auf die Kriegslinie 1914 einschwenkten. Im Sommer 1916 trat für ihn eine sogenannte „kopernikanische Wende der protestantischen Theologie“ ein. Barths Neuerkenntnis hieß fortan „Gott ist Gott“. Das heißt: Gott allein sagt, wer Gott ist, und wenn er es sagt, tritt dem Menschen eine „neue Welt“ entgegen. Um diese Theologie sammelte sich schnell ein Kreis ähnlich bewegter junger Theologen: Eduard Thurneysen, Rudolf Bultmann, Friedrich Gogarten, Emil Brunner, auch Paul Tillich. Ihr Sprachrohr wurde die Zeitschrift „Zwischen den Zeiten“. 1919 erschien sein Kommentar zum Römerbrief des Apostels Paulus, der eine große Wirkung entfaltete. 1921 wurde Karl Barth zum Professor für reformierte Theologie nach Göttingen berufen. Als er 1925 einen Lehrstuhl in Münster antrat, wurde ihm das Problem des Katholizismus brennend.

1930 folgte Barth dem Ruf nach Bonn und veröffentlichte 1932 das große theologische Werk des Jahrhunderts, den ersten der zwölf Bände der „Kirchlichen Dogmatik“. „Über ihm“, so Busch, „wurde Barth vom Revolutionär von einst zum Kirchenvater der Epoche“.

Die "Barmer Theologische Erklärung" war wegweisend

Maßgeblich war Karl Barth an der Gründung der „Bekennenden Kirche“ beteiligt, die sich gegen die Nazi-Ideologie und -Hörigkeit aussprach. Die im Rahmen der Bekenntnissynode von Barmen 1934 federführend von ihm formulierte „Barmer Theologische Erklärung“ nennt Wegweisungen. Neben dem Wort Gottes dürften nicht auch noch andere Ereignisse, Mächte, Gestalten, Wahrheiten für die Kirche und ihren Dienst verbindliche, verpflichtende Kraft haben, heißt es da.

Seine kritischen Äußerungen zu den Unrechtstaten des Naziregimes, namentlich gegenüber den Juden, und die Verweigerung des Beamteneids führten letztlich zu Barths Vertreibung aus Deutschland. Bis zu seinem Lebensende wirkte er als Theologe in Basel.

Text: Christine Fernkorn

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