Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Einrichtungen und Gemeinden sowie Experten aus den Beratungsstellen der Diakonie gehören diesem Arbeitskreis an. Sie entwickeln gerade einen Notfallplan für den Kirchenkreis. Darin werden die Schritte festgelegt, die im Fall der Äußerung eines Verdachts von sexualisierter Gewalt oder eines sexuellen Übergriffs eingehalten werden sollten. Dieser Notfallplan soll dem Opferschutz dienen. „Aber“, so betonen es die Mitglieder des Arbeitskreises in ihrer Sitzung:“ Auch der Beschuldigte braucht Begleitung“. Jeder Fall müsse individuell gesehen und in Zusammenarbeit mit unabhängigen Experten/-innen verantwortungsvoll eingeschätzt werden. Es sei entscheidend, dass beide Seiten gehört würden. Auf jeden Fall muss dem Verdacht nachgegangen werden. Dafür sollen verbindliche Verfahrensschritte festgelegt werden. Noch ein weiterer Aspekt ist für die Mitglieder des Arbeitskreises entscheidend: Sollte sich herausstellen, dass sich der Verdacht von sexualisierter Gewalt nicht bestätigt, sei es sehr wichtig, dass der vermeintliche Täter die Chance bekommt, rehabilitiert zu werden.
Für Superintendent André Ost ist es wichtig, dem Thema viel Zeit und Raum zu geben: “Als Kirche wollen wir ein Schutzort sein, in erster Linie für diejenigen, die besonders schutzbedürftig sind. Opfer von sexuellem Missbrauch werden ja nicht zufällig ausgewählt. Die Täter suchen sich Institutionen aus, von denen sie glauben, dass sie nicht genügend aufmerksam sind. Wenn wir uns dem Thema in unserem Kirchenkreis widmen, dann wollen wir den Opfern sexualisierter Gewalt zeigen, dass wir ihnen Schutz und Hilfe geben. Und möglichen Tätern wollen wir signalisieren, dass wir wachsam sind“.
Der Kirchenkreis hat schon die ersten, wichtigen Schritte unternommen, um die hauptamtlichen Mitarbeitenden für diese Thematik zu sensibilisieren. So fand im Februar dieses Jahres eine Studien-woche zum Thema „Sexualisierte Gewalt – ein Thema für die Kirche“ für die Pfarrerinnen und Pfarrer im Kirchenkreis auf Langeoog statt. Birgit Pfeiffer von der „Fachstelle für den Umgang mit Verletzungen der sexuellen Selbstbestimmung (FUVSS)“ führte mit Kompetenz und methodischer Vielfalt durch die Studientage. Doch auch nach der Woche geht die Arbeit am Thema weiter: Nach der Gründung des Arbeitskreises Sexualisierte Gewalt im Januar 2018 sind jetzt weitere Schritte geplant: Birgit Pfeiffer wird ein Impulsreferat zum Thema „Prävention von Verletzungen der sexuellen Selbstbestimmung“ im Rahmen der Sommersynode im Juli halten. Die Arbeit der AG „Sexualisierte Gewalt“ am Notfallplan geht fortwährend weiter. Im Jahr 2019 wird das Konzept dann der Kreissynode vorgestellt und soll dann beschlossen werden. „Uns ist es wichtig, möglichst viele ehren- und hauptamtliche Mitarbeitende für diese Thematik zu sensibilisieren und fortzubilden“ betont Pfarrerin Dr. Britta Jüngst. Sie ist gemeinsam mit Friedrich Thoss (Leiter des Beratungszentrums der Diakonie) Ansprechperson des Kirchenkreises für Fragen Sexualisierter Gewalt.