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Gottesdienst in der Friedenskirche bringt Verbundenheit zum jüdischen Glauben zum Ausdruck

Der Raum der Friedenskirche mit den sechs Kerzen und dem Kreuz greift das Motiv des siebenarmigen Leuchters in Synagogen auf. Zudem besteht der Abendmahltisch in der Bürener Kirche aus zwei ineinandergreifenden Teilen, die auf die christlichen Wurzeln, den jüdischen Glauben, verweisen.

Vor diesem Hintergrund zerriss Pastor Norbert Ammermann i.R. am ersten Augustsonntag ein Plakat mit dem Foto des Sandsteinreliefs der Wittenberger „Judensau“, das Ende des 13. Jahrhunderts an der Stadtkirche der Lutherstadt angebracht worden war.

Erst vor wenigen Wochen hatte der Bundesgerichtshof entschieden, dass das Relief nicht abgenommen werden müsse. Die Begründung: Die Kirche habe sich vom Inhalt des Reliefs distanziert. Das hatte nicht nur das Mitglied einer jüdischen Gemeinde anders gesehen, das dessen Entfernung gerichtlich hatte einklagen wollen, weil er das Judentum und sich selbst diffamiert sah, das sieht auch Ammermann so, der im Gottesdienst nicht nur das Relief „symbolisch zerriss“, sondern auch deutlich machte, dass „wir dieses Element der Geschichte nicht mit uns schleppen müssen“.

Mit dem Verlesen der drei Bünde zwischen Gott und den Menschen aus dem Alten Testament - Noah, Abraham und Sinai - und dem vierten Bund mit dem Zeichen des letzten Abendmahls Jesu mit seinen Jüngern aus dem Neuen Testament erinnerte Norbert Ammermann in dem besonderen Gottesdienst, den die Bürener Kirchengemeinde in Verbundenheit zum jüdischen Glauben gestaltete, an diesen als die Wurzeln des christlichen Glaubens sowie „an die vierfache Art und Weise, bei Gott aufgehoben zu sein“.

Ein Zufall, dass die Gemeinde den Gottesdienst auf den 7. August, den achten Sonntag nach Trinitatis, gelegt hatte und damit der Tag nicht fern war, an dem im Jahr 70 die Zerstörung des Tempels von Jerusalem durch die Römer erfolgt war. Eigentlich falle die Tempelzerstörung auf den zehnten Sonntag nach Trinitatis, stellte Jörg Oberbeckmann fest. Der Bürener Pfarrer hatte erst am Morgen in der Radiosendung „Diesseits von Eden“ von dem Datum vor „fast genau 1952 Jahren“ erfahren.

Mit dem „Sch'ma Israel“, dem Glaubensbekenntnis der Jüdinnen und Juden, Liedern wie „Hevenu schalom alejchem“ („Wir wünschen Frieden euch allen“) und anderen sowie dem Achtzehnbittengebet, dem Hauptgebet im jüdischen Gottesdienst, statt der Fürbitten drückten Gläubige und Pfarrer in der Friedenskirche ihre Verbundenheit zum jüdischen Glauben aus.

Text: Dietlind Ellerich

 

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