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Gläubige im Kirchenkreis spenden 87 000 Euro für Brot für die Welt - Mit wenig Geld viel bewirken

Seit 1959 gibt es das Hilfswerk Brot für die Welt der evangelischen Kirche. Was mit den Spendengeldern gemacht wird, darüber berichten Pfarrerin i.R. Kerstin Hemker und Regionalpfarrer Dr. Jean-Gottfried Mutombo.

Aus seiner Kindheit ist André Ost eines unvergessen geblieben: „An Erntedank gab es immer eine orangene Dose, die ich dann an Weihnachten in der Kirche abgegeben habe.“ In dem Behältnis hat er Geld gesammelt für die Aktion Brot für die Welt. „Die Menschen haben viel Vertrauen in das Hilfswerk, aber viele Leute wissen gar nicht, wofür das Geld ausgegeben wird“, ist der Superintendent überzeugt. Immerhin sind im Evangelischen Kirchenkreis Tecklenburg im vergangenen Jahr 87. 408,61 Euro für Brot für die Welt gespendet worden. „Ein sehr gutes Ergebnis“, stellt er fest. Wenn jemand weiß, wofür das Geld – im vergangenen Jahr wurden bundesweit 64,4 Millionen Euro gespendet – ausgegeben wird, ist das Kerstin Hemker. Die Pfarrerin i.R. ist Botschafterin des Hilfswerks im Kirchenkreis.

In Info-Veranstaltungen, Gottesdiensten, Konfirmationsarbeit und Schulen zeigt sie auf, was mit dem Geld getan wird. „Aktuell ist es der Kampf gegen Kinderarbeit“, berichtet sie im Gespräch mit dieser Zeitung. Ein Thema, das laut einer aktuellen Infratest dimap-Umfrage von 79 Prozent der Befragten als wichtig erachtet wird. „Das ist Lobbyarbeit“, räumt sie unumwunden ein. Und Brot für die Welt steht da nicht allein, setzt auf die Zusammenarbeit mit Nichtregierungsorganisationen (NGO). „Religionsübergreifend“, dieser Zusatz ist ihr wichtig.

Einer, der die Arbeit des Hilfswerks hautnah verfolgt hat, ist Dr. Jean-Gottfried Mutombo. 1983 ist er nach Kinshasa gekommen, die Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, um an der theologischen Fakultät seine Ausbildung aufzunehmen. „Drei Jahre später wurde die Fakultät zur Universität, heute werden dort auch Jura, Wirtschaft und Management gelehrt, zudem gibt es diese Möglichkeiten auch in anderen Städten“, erzählt der Regionalpfarrer des Amts für Mission, Ökumene und Weltentwicklung (MÖWe). In dieser Zeit entstand auch eine Pilotschule für Mädchen. „Die sollten Schulunterricht erhalten und nicht nur nähen lernen“, beschreibt er mit wenigen Worten, wie damals die gesellschaftliche Stellung der Mädchen und Frauen in seinem Heimatland war.

Mädchen sollten auch in der Gesellschaft wichtige Rollen übernehmen. Eine der treibenden Kräfte hinter der Schule sei Brot für die Welt gewesen, blickt er zurück. „Es ist ein langer Weg gewesen“, bilanziert Jean-Gottfried Mutombo gut 30 Jahre später. Denn auch eine Ausbildung sei keine Garantie, einen adäquaten Arbeitsplatz zu finden. Mittlerweile seien Frauen in der Gesellschaft akzeptiert. Fest macht er das an der Person der Parlamentspräsidentin ebenso wie an der Tatsache, dass es in Afrika mehrere evangelische Bischöfinnen gebe.

Projekte zu den Themenbereichen Wasserversorgung, Gleichberechtigung und Hungerbekämpfung stehen ebenfalls auf der Agenda der Hilfsorganisation. „Brot für die Welt hilft, Probleme zu lösen und leistet Friedensarbeit“, fügt der Pfarrer hinzu und verweist auf die Kampagne „Gitarre statt Gewehr“. „Ich kenne einen Kindersoldaten, der heute Vater ist. Statt zu töten gibt er Leben weiter, hat für sich eine Perspektive.“ Die Freude über diesen Schritt ist ihm anzusehen.

Schon mit kleinen Geldbeträgen könne viel bewirkt werden, knüpft Kerstin Hemker an die Aktion „Gitarre statt Gewehr“ an. Für einen Euro könnte vielleicht eine Gitarrensaite gekauft werden, Was mit jedem einzelnen Cent getan wird, „geht aus dem Jahresbericht hervor. Da wird jede Ausgabe offengelegt“. Auch das gehört zu ihren Aufgaben als Botschafterin.

Dass sie derzeit allein im Kirchenkreis unterwegs ist, stört sie ein bisschen. „Es wäre schön, wenn jede Gemeinde eine Botschafterin oder einen Botschafter für Brot für die Welt hätte“, macht sie aus ihrer Wunschvorstellung keinen Hehl.

Bericht: ©Michael Baar, Westfälische Nachrichten

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