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„Anstrengend, spannend, interessant“: Visitation in der Ev. Kirchengemeinde Lengerich

„Anstrengend, spannend, interessant“, das Fazit von André Ost, Superintendent des Kirchenkreises Tecklenburg, sagt eine Menge aus über die Visitation der Kirchengemeinde Lengerich. Fünf Tage lang war ein zwölfköpfiges Team in der mit 11000 Gemeindegliedern zweitgrößten Gemeinde des Kirchenkreises unterwegs und informierte sich über die vielen gemeindlichen Strukturen und Gremien. Hinzu kamen Begegnungen mit Vertretern der politischen Gemeinde und der Schulen.

Ein strammes Programm und eine enge Taktung der Termine waren notwendig, damit sich das Team einen umfassenden Überblick verschaffen konnte.

Die Bilanz könne sich sehen lassen, war sich Ost mit Sibylle Liening, Pastorin und Vorsitzende des Presbyteriums, und Finanzkirchmeisterin Ute Miensopust einig. Ob Kirchenmusik, Kinder-, Jugend- oder Seniorenarbeit, das diakonische Feld mit Kindergärten, Diakonie, Förderschule, Altenheim, Klinikseelsorge und Ledder Werkstätten, die „sehr vertrauensvolle Ökumene“, die gelungene Fusion mit der Gemeinde Hohne in 2007 „ohne Nachwehen und Schmerzen“ oder das ehrenamtliche Engagement der mit dem Presbyterium geradezu modellhaft verzahnten Trägervereine für den Erhalt der Kirchen in Stadtfeldmark und Wechte seit mehr als zehn Jahren sowie die gute Struktur der Gremienarbeit, Ost zählte eine lange Liste von Fakten auf, die das Visitationsteam beeindruckt hatte.

Unter dem Motto „Evangelische Kirchengemeinde Lengerich – Gemeinde mit viel Engagement und Potenzial“ gab der Superintendent auch einen Ausblick auf die Herausforderungen, denen sich die Gremien in den kommenden Jahren stellen müssen. Da gilt es nicht nur den Abriss des Martin-Luther-Hauses und den Bau eines neuen Gemeindehauses zu stemmen, sondern auch darum, die Kräfte unter dem Leitbild „Hier hast du Raum – KOMM“ räumlich wie konzeptionell-inhaltlich unter einem Dach zu bündeln.

Dass dabei alle unmittelbar und mittelbar betroffenen Gruppen und Institutionen sowie die Öffentlichkeit mit einem positiven Blick in die Zukunft mitgenommen werden sollen, ist für die Kirchengemeinde und den Kirchenkreis selbstverständlich. Deshalb solle auch der aktuelle Konflikt mit dem CVJM um dessen Domizil Im Hook 15 um des gemeinsamen Ziels respektive der zukünftigen Arbeit im gemeinsamen neuen Gemeindehaus zeitnah bearbeitet werden, empfiehlt das Visitationsteam den Verantwortlichen der Kirchengemeinde. Eine Mediation ist geplant.

Eine weitere Herausforderung steht der Kirchengemeinde mit dem Ruhestand ihres A-Kantors Christoph Henzelmann in zwei Jahren ins Haus. Das Team um Superintendent Ost hatte sich von dem „starken Pfund“ der alle Generationen abdeckenden Kirchenmusik mit Angeboten von Sing- und Chorschule für die Jüngsten über Posaunen-  sowie Gospelchor bis zur Senioren-Kantorei überzeugen können und ist beeindruckt von dem „sehr breit aufgestellten Feld“ und dem rührigen Verein zur Förderung der Kirchenmusik.

Gut vernetzt sei auch die gemeindliche Kinder- und Jugendarbeit mit dem in Lengerich singulären CVJM, der kreiskirchlichen Jugendreferentin und der Jugendbildungsstätte in Tecklenburg mit ihren vielfältigen Aus- und Fortbildungsangeboten.

Ein Lob des Visitations-teams ging auch an die politische Gemeinde für deren deutlich signalisierten offenen Türen. Dass der Bürgermeister der Kirche wichtige Funktionen zuschreibe, sei nicht selbstverständlich, ist sich André Ost bewusst. Das sei auch wichtig für den Bau des neuen Gemeindehauses. Die Planung des Geländes zur Neunutzung werde in enger Absprache mit der Stadt erfolgen, sind die Beteiligten überzeugt.

Auch das landeskirchliche Baureferat ist mit im Boot. Es unterstützt bei der Planung und mit der Ausschreibung des Architekturwettbewerbs im Sommer 2019.

Das Visitationsteam empfiehlt der Kirchengemeinde, die Balance zwischen Gesamtgemeindlichkeit und Eigenständigkeit zu halten, angesichts der Größe der Gemeinde die Vernetzung im Blick zu behalten und die vorhandenen Kompetenzen zu bündeln. „Es braucht eine positive Vision und ein Wir-Gefühl“, macht das Team deutlich.

Ob die Kirchengemeinde Lengerich alle Empfehlungen und Anregungen umsetzt, wird eine weitere Visitation vielleicht erst in etlichen Jahren zeigen. Mehr als eine Visitation im Jahr sei im Kirchenkreis Tecklenburg mit seinen 17 Kirchengemeinden nicht drin, stellt Superintendent Ost mit Blick auf die vielen darin eingebundenen Ehrenamtlichen fest. Zudem sei es nicht damit getan, mal eben „Guten Tag“ zu sagen, wenn man hinter die Kulissen schauen wolle, begründet er, warum es für einen guten Ein- und Überblick mehrere Tage brauche.

Die letzte Visitation der Kirchengemeinde hatte 1991 in Lengerich und 1992 in der damals noch eigenständigen Gemeinde Hohne stattgefunden.

Text: Dietlind Ellerich

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